1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Anschauung kennen lernt. Aber vor Allem wohlthuend ist der Eindrucks
den das Land der Sachsen auf den deutschen Reisenden macht. Ist auch
der Boden nicht gerade der fruchtbarste, so bringt ihn doch Fleiß
und Mühe zu einem guten Ertrage. Ueberall bemerkt man Wohl-
habenheit und Behaglichkeit, was neben dem so eben gerühmten
Fleiße von der persönlichen Freiheit abzuleiten ist, die hier ein Jeder
genießt. Es sind aber die hiesigen Deutschen weniger den Sachsen^
als den Württembergern und Bayern an Sprache und Sitte ähn-
lich, stammen auch wohl ursprünglich zum großen Theil aus beiden
Staaten und heißen nur deßhalb Sachsen, weil man in Siebenbür-
gen alle Deutschen mit diesem Namen beehrt, wie man sie in Un-
garn ohne Ausnahme Schwaben nennt. In Hermannstadt fühlt
man sich ganz nach Deutschland versetzt und zwar in seine bestem
Gegenden. Die Stadt ist gerade nicht prachtvoll gebaut, sie hat
das Ansehen einer alten deutschen Mittelstadt, spricht aber sehr durch
die Gemüthlichkeit ihrer Bewohner an, die in den gebildeten Classen,
fast alle aus Deutschen bestehen. In den unteren Classen findet man
viele Wallachen, auch Zigeuner fehlen nicht. I. G. E l s n e r.
| Ii.xböhmen. j
Wenn man das einzige und nothwendige Naturprodukt des
Salzes, an welchem Böhmen auffallenden Mangel leidet, abrech-
net, so vereinigt dieses Land in seltener Weise Alles, was zu des
Lebens Nothdurft und Annehmlichkeit gehört: gesegnete Kornfelder^
holzreiche Waldungen, erzhaltige Berge, große Brcrun- und Stein-
kohlenlager, fruchtbare Wiesen, ergiebige Obstgärten, treffliche
Weinberge, vorzügliche Hopfenfelder — und dazu schiffbare Flüsse.
Darum wird auch Böhmen mit Recht der schönste Diamant in
Oesterreichs Krone genannt. Das Klima bietet eine herrliche Mitte
von Wärme und Kälte; nur in den Hochflächen und Gebirgsland-
schaften ist es rauh. Der hohe Wall des Erzgebirges wie der noch
höhere der Sudetenkette schützt indessen das anliegende tiefere Land
vor den Nord- und Ostwinden. Da, wo die Moldau in die Elbe
tritt, in der reizenden Gegend von Melnik, gedeihen seit Jahrhun-
derten Burgunderreben auf das Beste und liefern in guten Jahren
einen Wein, der fast das Originalgewächs übertrifft. Unter den
österreichischen Landestheilen steht Böhmens Gewerbfleiß unbedingt
obenan. Leinenwaaren werden für die Ausfuhr im Großen aus-
schließlich in Böhmen (am Riesengebirge) verfertigt, über eine
Million Stück jährlich, und die „Rumburger" Leinwand ist auch in
der nichtböhmischen Frauenwelt rühmlichst bekannt. Spitzengarn
wird von solcher Feinheit gesponnen, daß ein Faden von 16,000
böhmischen Ellen Länge nur Vf2 Loth wiegt. Auch die Wollen-
und Baumwollenspinnereien kommen jetzt mehr und mehr in Schwung.
In der Glasfabrikation aber behauptet Böhmen seit Langem ent-
schiedenen Vorrang; man rechnet 75 Glashütten und 22glasschlei-
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