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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 169

1855 - Mainz : Kirchheim
169 Wind den Rauch nach einer anderen Seite treibt. Es ist aber gefähr- lich, bis an den Rand der Tiefe zu treten, weil Alles locker ist und oft ganze große Massen sich losmachen und hinabfallen, denn der Rauchfang ist gewöhnlich mit Asche und losen Steinen verstopft, zwischen welchen stch der Rauch durchwindet; aber es möchte doch keine sehr angenehme Ueberraschung sein, so ganz unversehens in den Rauchfang eines Vulkans hinab zu fahren, zumal wenn man kein Seil und keine rettenden Freunde bei stch hätte. Der Grund des ungeheuern Schlundes ist ganz mit Schwefel, Asche, vergla- seten Steinen von rothen, weißen, schwarzen Farben überdeckt, die bunt durcheinander gemischt sind und einen schönen Anblick geben. Sehr selten raucht der Berg so wenig, daß man den Boden des Kraters sehen kann. Ein starker Wind stößt zuweilen den Dampf auf einmal heraus, und diesen Augenblick muß man abwarten, um hinab zu schauen. Wenn der Berg aber sehr stark raucht, so kann man stch der Oeffnung nicht einmal nähern. Dampft er weniger, so sieht man den Schwefeldampf wie die Flammen von angezünde- tem Spiritus zwischen den Steinen spielen und aus hundert Ritzen hervordringen. Oft ist der Berg viele Jahre lang ruhig. Unver- sehens erschreckt er dann die ganze umliegende Gegend durch furcht- bare Ausbrüche. Ein solcher Ausbruch erfolgte unter andern auch im Jähre 1794. Die Vorläufer davon waren wellenförmige Erd- stöße, die drei Tage nach einander empfunden wurden. Mehrere Monate vorher hatte man weder Rauch noch Flammen an dem Berge bemerkt. Am 15. Junius um 10 Uhr in der Nacht kamen aber neue Erdstöße und in demselben Augenblick that stch der Vesuv an einer Seite in vier, wenig von einander entfernten Oeffnungen- auf und schleuderte mit furchtbarer Gewalt Lava und glühende Fels- stücke in die Luft. Dicke, mit glühender Asche vermischte Dämpfe verfinsterten den ganzen Horizont. Das Getöse, das er machte, ver- bunden mit der ununterbrochenen Erschütterung der Häuser und der herabströmenden Lava, setzte alle Bewohner der umliegenden Ort- schaften und selbst die Stadt Neapel in Angst und Schrecken. Die Lavaströme, die den Berg herabstürzten, waren zwei. Einer da- von war zehn Ellen hoch und eine Viertelstunde breit, kam bis an die Stadt Neapel, wo er stch in drei Zweige theilte. Der eine verheerte alle Wohnungen eines Stadtviertels, stürzte stch in einen breiten Graben, verbreitete sich gegen hundert Schritte innerhalb der Stadt und ergoß sich nach dem Seestrande hinab. Der zweite zerstörte ein anderes Viertel der Stadt, bedeckte die Straßen und stoß zischend in das Meer, wo er gegen vierzig Schritte weit vor- drang. Der dritte erreichte einen andern Theil der Häuser in dem obern Theile der Stadt und vernichtete den untern Theil deö Vier- tels am Meeresstrande. Am 16. und 17. dauerte der Ausbruch fort; die Erdstöße erneuerten stch, der entzündende Luftkreiö schim- merte beständig. Am 18. waren die Erdstöße fürchterlich. Dicker
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