1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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einzudringen, als ein Verräther sich erbot, der Armee einen verbor-
genen Felsenweg über die Gebirge zu zeigen und sie den muthigen
Vertheidigern des Vaterlandes in den Rücken zu bringen. Vierzig
tausend Mann brachen unter seiner Anführung während der Nacht
auf und erreichten mit Tagesanbruch die Höhe des Gebirges, an
dessen Fuße Leonidas mit seiner Heldenschaar stand. Jetzt war für
sie außer in der Flucht, die unter allen Umständen für die Spar-
taner schimpflich war, an keine weitere Rettung mehr zu denken.
Leonidas entließ, um nicht unnöthiss das Vaterland der Vertheidiger
zu berauben, die übrigen Krieger, die bis auf einige wenige freiwil-
lige Thebaner von ihren Kampfgenossen trauernd Abschied nahmen,
und genoß hierauf mit seinen Spartanern die letzte Abendmahlzeit,
wobei sie einander die Hände reichten und sich dem Tod für's
Vaterland weihten. Noch bei Sternenschimmer brachen sie mit
Löwenmuth durch den Hohlweg in das feindliche Lager ein, und
nachdem sie Wunder der Tapferkeit gethan, zogen sie sich wieder in
bester Ordnung in das Thal zurück. Jetzt aber von allen Seiten
angegriffen, mußten sie endlich der Uebermacht unterliegen. Einer
der Letzten, welche fielen, war Leonidas. Alle, bis auf Einen,
blieben auf der Wahlstatt, und dieser Einzige ward, als er nach
Sparta kam, mit allgemeiner Verachtung bestraft; während das
Volk und die Angehörigen der Gefallenen jubelten, legte sein Weib
Trauerkleider an und seine Mutter wagte aus Scham über die
Feigheit ihres Sohnes nicht mehr aus ihrem Hause zu gehen.
Lerres drang nun zwar nach der Niederlage des Leonidas vor,
wurde aber dort von demselben Heldengeiste, welcher diesen beseelte,
empfangen und mußte am Ende auf einem ärmlichen Fischerkahn
fast allein über dieselbe Meerenge flüchten, über welche er im stolzen
Selbstgefühle seiner Macht ein Jahr zuvor eine Schiffbrücke zum
Uebergange für Hunderttausende geschlagen hatte. Schwabe.
4. Sokrates.
Die Griechen haben sich vor allen Völkern des Alterihums
durch ihren Eifer in der Erkenntniss der Wahrheit, durch ihren
Sinn für das Schöne ausgezeichnet. Darum bleiben sie auch in
dieser Hinsicht ein Muster für Alle, welche einen Werth auf
Wissenschaft und Kunst legen.
Unter den Weltweisen Griechenlands hat sich besonders
Sokrates, eines Bildhauers Sohn zu Athen, berühmt gemacht.
Er ist unstreitig der grösste und ehrwürdigsteunterden
griechischen Weltweisen. Seine grösste Freude war,
durch geschickt aneinander gereihte Fragen und Unterredungen
zu bewirken, dass seine Schüler selbst die Wahrheit entdeckten,
und durch Belehrung seine Mitbürger weise und glücklich zu
machen. Er lehrte unentgeltlich und zwar überall, wo sich