1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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schickten sie ihn mit ihren Gesandten nach Rom, doch nicht, ohne ihm
vorläufig das Versprechen abgenommen zu haben, daß er, im Falle
er nichts ausrichtete, in sein Gefängniß zurückkehren wolle. Man gab
ihm sogar zu verstehen, daß sein Leben von dem Erfolge dieser Unter-
handlungen abhinge. Regulus kam in seine Vaterstadt und rieth zum
Erstaunen Aller nicht zum Frieden, sondern zum Krieg. Er versicherte
den Senat, daß die Hilfsquellen der Carthager erschöpft, daß der
Adel uneins und das Volk der Beschwerden des Krieges müde sei;
daß ihre besten Feldherrn in der Gewalt der Römer wären, während
Carthago nur den Auswurf des römischen Heeres besitze; daß Noms
Vortheil nicht nur, sondern auch sogar seine Ehre die Fortsetzung des
Krieges erfordere, indem ihre Altvordern nie anders, denn als Sieger,
Frieden geschlossen hätten.
Ein so unerwarteter Vortrag verwirrte den Senat nicht wenig.
Er sah die Richtigkeit desselben ein, allein er sah auch die Gefahren,
denen der edelmüthige Greis sich dadurch preis gäbe; er schien von
der Nützlichkeit des fernern Krieges überzeugt, die einzige Schwierigkeit
war nur, Denjenigen zu retten, der zur Fortsetzung desselben gerathen
hatte; er bedauerte und bewunderte einen Mann, der wider sein
eigenes Privatinteresse so viel Beredsamkeit verschwendet hatte, und
konnte sich nicht zu einer Maßregel entschließen, die mit dessen Unter-
gang enden müsse. Aus dieser Verlegenheit riß Regulus ihn heraus,
indem er allen weiteren Unterhandlungen ein Ende machte, aufstand
und sich rüstete, zu seinem Kerker zurückzukehren. Umsonst fleheten
der Senat und seine theuersten Freunde ihn an, zu bleiben. Umsonst
füllten sein Weib und seine kleinen Kinder die Stadt mit ihrem Klag-
geschrei und baten nur um den einzigen Trost, ihn sehen zu dürfen.
Standhaft beharrte er auf Erfüllung seines Versprechens, und wie-
wohl der Martern sattsam kundig, die bei seiner Rückkehr seiner
harrten, schied er, ohne die Seinigen zu umarmen oder von seinen
Freunden Abschied zu nehmen, von dannen und zog mit den Gesandten
nach Carthago zurück. Nichts glich der Wuth und Befremdung der
Carthager, als sie von ihren Gesandten erfuhren, daß Regulus, statt
den Frieden zu befördern, die Fortsetzung des Krieges bewirkt habe. Mit
den auserlesensten Martern beschlossen sie seine große That zu vergelten.
Sie schnitten ihm die Augenlieder ab und stürzten ihn in seinen dunklen
Kerker zurück. Dann mit einmal stellten sie sein entblößtes Angesicht
den stechenden Sonnenstrahlen bloß. Dann verspündeten sie ihn in
ein Faß, das nach innen mit spitzen Nägeln ausgeschlagen war, und in
dieser martervollen Lage ließen sie ihn umkommen.
Goldsmith nach Kosegartens Uebersetzung.
8. Cäsar’s Tod.
Der Rest von dieses ausserordentlichen Mannes Leben ward zum
Nutzen seines Vaterlandes verwandt. Er schmückte die Stadt mit
prächtigen Gebäuden, schickte Colonien ab, um Carthago und Corinth
wieder aufzubauen. Er unternahm es, verschiedene Berge in Italien