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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 195

1855 - Mainz : Kirchheim
195 Christus ausgaben, veranlaßten viele Empörungen im jüdischen Lande. Kaiser Nero sandte den tapferen Feldherrn Vespa sian zur Unterdrückung des Aufstandes nach Judäa. Da starb Nero und Vespasian wurde auf den kaiserlichen Thron erhoben. Er er- nannte nun seinen Sohn Titus zum Anführer der römischen Macht im jüdischen Kriege. Im Jahre 70 zog der neue Feldherr Titus mit großer Heeresmacht vor die heilige Stadt, in welcher, weil es gerade um Ostern war, sich an drei Millionen Menschen befan- den. Statt nun einig zu sein gegen die mächtigen Römer, entspann sich ein blutiger Bürgerkrieg im Innern der Stadt. Ueberspannte, herrschsüchtige Volksführer, wie Johann von Gisch ala und Simon, plünderten und verheerten die Stadt und zwangen die Einwohner zu blutigen und schrecklichen Auftritten. Der Bürger- krieg im Innern und die Belagerung von Außen versetzten die Ein- wohner in gränzenloses Elend, und der Hunger und die Pest rafften viele Tausende hinweg, welche erstere Uebel verschont hatten. Täg- lich wurden von den Römern über fünfhundert Juden, die bei den häufigen Ausfällen gefangen wurden, gekreuzigt; Anderen schnitt man lebendig den Leib auf, um verschlucktes Gold in den Gedärmen zu suchen. Die Hungersnoth in der Stadt war so groß, daß man nicht nur an dem Leder der Schilde nagte und Heu aß, sondern auch das Fleisch der schon begrabenen Leichname verzehrte; ja eine Mutter kochte sogar ihr eigenes Kind zur Speise. Die Todten konnten nicht mehr begraben werden und wurden entweder über die Stadtmauern hinausgeworfen oder blieben in den Häusern liegen. Ein Augenzeuge sagt: „Keine Stadt hat je so viel gelitten. Gott selbst war es, der das ganze Volk verdammt hatte, aber es war auch nie ein lasterhafteres Volk auf Erden, als dieses." Schon waren mehrere Stadttheile von den Römern erobert; aber die Juden ergaben sich nicht. Nun wurde die Stadt in Brand gesteckt; nur der Tempel sollte auf Titus Befehl erhalten werden. Doch ein Soldat, über den hartnäckigen Widerstand der Juden ergrimmt, schleuderte eine brennende Fackel in den Tempel und das Heilig- thum der Juden wurde von den Flammen verzehrt. Titus befahl zwar zu löschen, aber Niemand gehorchte. So war denn an der Stadt und an dem Tempel die Weissagung des Herrn wörtlich in Erfüllung gegangen und kein Stein auf dem andern geblieben; denn selbst das Fundament des Tempels wurde aus dem Boden gehoben. Niemand durfte sich auf dem Orte, wo Jerusalem gestanden, an- bauen. Die Ueberwundenen wurden theils hingerichtet, theils als Sklaven verkauft oder für den Triumph des römischen Feldherrn nach Rom abgeführt. Das verblendete Volk war seiner Bestim- mung untreu geworden und deßhalb zog der Herr seine Hand von ihm ab. Das Blut Jesu war über sie und ihre Kinder gekom- men. Diejenigen, welche der Rache der Römer entkamen, zerstreuten sich in alle Welt als lebendige Zeugen menschlicher Verblendung 13*
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