1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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und göttlicher Gerechtigkeit. Die Christen aber, welche zu Jeru-
salem wohnten, waren schon vor der Belagerung der heiligen Stadt
über den Jordan in das Städtchen Pella gegangen nach der Er-
mahnung Jesu: „Wenn ihr den Gräuel der Verwüstung sehet, dann
fliehe Jeder auf die Berge." H e p p.
11. Züge aus den Christenverfolgungen.
Zu Karthago in Afrika starben am 7. März 202 die Frauen
Perpetua und Felicitas einen glorreichen Martyrertod. Hart
wurde besonders Perpetua, eine Frau von vornehmer Herkunft, ge-
prüft. Ihr heidnischer Vater kam zu ihr in den Kerker und beschwor
sie unter Thränen, Christus zu verläugnen und den Göttern zu
opfern. Als sie aber standhaft blieb, ging der geängstigt Greis
nach Hause, nahm ihr unmündiges Kind auf den Arm und bat sie
Ln Gegenwart des Richters, ans Liebe zu ihrem Kinde ihr Leben zu
retten, so daß selbst der Richter ausrief: „Wie, du solltest dich nicht
rühren lassen durch die grauen Haare deines Vaters, durch die Un-
schuld dieses Kindes, das dein Tod zur mutterlosen Waise macht?
Opfere für das Glück der Kaiser!" Perpetua aber antwortete:
„Nie werde ich opfern, denn ich bin eine Christin." Beide Frauen
wurden nun nebst anderen Christen verurtheilt, wilden Thieren vor-
geworfen zu werden, von welchen sie auch schrecklich zerfleischt, aber
nicht getödtet wurden. Da bat das umstehende Volk, von Mitleid
bewegt, für dieselben, und der Richter ließ sie abführen und nach
von einander genommenem rührenden Abschiede enthaupten.
Zu Nom starben unter Kaiser Valerianus (253—260) der
Bischof Sirtus und sein Diakon Laurentius den Martertod.
Laurentius hatte auf Befehl seines Bischofs die kirchlichen Geräth-
schaften, welche die habsüchtigen Heiden rauben wollten, verkauft
und unter die Armen den Erlös vertheilt. Als er nun von dem
Richter aufgefordert wurde, die goldenen und silbernen Leuchter und
Gefäße und das Opfergeld auszuliefern, stellte er die Armen und
Kranken in Ordnung vor der Kirche auf und sagte zu dem ent-
täuschten, zornentbrannten Richter: „Siehe hier die Schätze der
Kirche!" Da wurde der Heilige auf einem eisernen Rost, der über
halbglühende Kohlen gestellt war, langsam verbrannt. Mit der
größten Standhaftigkeit duldete er schreckliche Schmerzen, bekehrte
viele Heiden und gab seinen Geist auf. — Zu derselben Zeit vergossen
in Afrika viele Christen ihr Blut für Christus. Zu Karthago wurde
der Bischof Cyprian, groß an Geist, Frömmigkeit und Thatkraft,
durch das Schwert enthauptet. Seine ganze Gemeinde war Zeuge
seines standhaften Todes. Auf dem Nichtplatze entkleidete er sich,
band sich selbst die Augen zu, knieete nieder und betete. Und betend
empfing er den Todesftreich. Die Christen aber fingen sein Blut in
leinenen Tüchern auf und begruben seinen Leichnam unter großen
Feierlichkeiten.