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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 198

1855 - Mainz : Kirchheim
198 er den versammelten Geistlichen den Lullus als Erzbischof von Mainz vorstellte. Dann sprach er zu Lullus: „Ich gedenke jetzt daran, wie ich meine Pilgerfahrt vollenden will, und kann von dem Vor- haben dieser meiner Reise nicht ablassen. Denn schon steht der Tag meiner Auflösung bevor und die Zeit meines Todes nahet. Ich werde die körperliche Hülle ablegen und zur ewigen Ruhe eingehen. Du aber, mein vielgeliebter Sohn, vollende den von mir in Thü- ringen angefangenen Bau der Kirchen; rufe mit unablässigem Eifer das Volk von den Wegen des Irrthums ab; vollführe den Bau der begonnenen Basilika an der Fulda und dorthin bringe einst meinen unter der Last der Jahre erlegenen Körper. — Sorge nun auch, mein Sohn, mit deiner weisen Umsicht für Alles, was mir auf dieser Reise von Nutzen sein kann, und lege in meine Bücher- kisten auch das Todtentuch, in welches einst mein Leichnam gehüllt werden möge." Bonifacius bestieg nun mit zweiundfünfzig Genossen ein Schiff, fuhr den Rhein hinab und landete auf der Ostseite des Zupdersees. Durch seine Predigt und seine persönliche Erscheinung — sein weißes Haupt, seine ehrwürdige Gestalt — gewann er Unzählige für die Kirche Christi. Da, wo jetzt die Stadt Dockum liegt, am Flüßchen Bordne, ließ Bonifacius Zelte aufschlagen, um dort länger zu ver- weilen und das heilige Sacrament der Firmung an den Neugetauften auszuspenden. Er hatte dafür den 5. Juni bestimmt. Da vernahm sein Ohr wildes Kriegsgeschrei statt der frommen Lieder der Firm- linge. Es war eine Rotte blutdürstiger heidnischer Feinde. Seine Diener, die sich schnell bewaffneten, mahnte er: „Lasset ab, meine Kinder, ich bitte euch, lasset ab vom Streite und fern sei aller Kampf und Krieg gegen unsere Feinde. Lehrt uns doch die heilige Schrift, daß wir nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern Gutes erweisen sollen für das Böse. Der lange ersehnte Tag ist da, und die Zeit ist gekommen, wo wir von den Mühsalen und Leiden dieses Lebens zu den Freuden der ewigen Seligkeit abberufen werden." Stehend, betend und das Evangelienbuch über sein Haupt haltend empfing Bonifacius den Todesstreich. Mit ihm starben zweiund- / fünfzig Genossen den Martyrtod. Es war der 5. Juni 755. — Die Mörder durchsuchten nun die Zelte der Missionäre und hofften reiche Beute zu finden. Vom gefundenen Wein berauscht, geriethen sie über die Vrrtheilung der Beute in blutigen Streit, so daß viele todt auf dem Platze blieben. Die Anderen erbrachen die Kisten und warfen im Zorne, nur Bücher gefunden zu haben, dieselben in das Schilf der Sümpfe, wo sie wieder gefunden und in den Kirchen aufbewahrt wurden. Die über diese Gräuelthat erbitterten Christen fielen in die heidnischen Gauen ein, tödteten viele der Mörder und schenkten nur Jenen das Leben, die das Christenthum annahmen. So wurde auch hier das Blut der Märtyrer der Samen des Chri- stenthums. Durch dieses Opfer wurde die Bekehrung Frieslands
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