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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 212

1855 - Mainz : Kirchheim
212 gewühlten dichten Stau-wolken, mit dem Geschrei und dem Schwert- geklirre der Kämpfenden und dem Aechzen der Sterbenden, die Stätte andeuteten, auf welcher zwei Könige sich um eine Krone schlugen. Beide Heere hatten sich zu einem wilden Knäuel in einander einge- klemmt, so daß man Brust an Brust focht, und Schwert und Kolbe und Dolch, ihres sicheren Zieles nur selten verfehlend, manches Haupt spalteten und manche Brust zerbrachen. Adolph war von mehreren Feinden umringt und wehrte sich wie ein Verzweifelter gegen die Uebermacht. Seine mächtigen Hiebe schlugen seden Streich, der sein unbedecktes Haupt bedrohte, siegreich ab. Plötzlich erkannte er in dem Gewühle, nicht weit entfernt neben der Hochstraße, seinen Gegner Albrecht. Des Todfeindes Nähe und Anblick machten das Blut in seinen Adern kochen. Er, seines Zornes nicht mehr Meister, setzte seinem Rosse die Sporen in die Seite und, gewaltsam durch den Feind sich Bahn brechend, in mächtigen Sätzen zu ihm hin. „Heute," rief er ihm donnernd entgegen, „heute wirst du mir nicht wieder entlaufen; all hie sollst du mir Reich und Le- den lassen!" — „Das steht in Gottes Hand!" erwiederte Albrecht und, durch eine geschickte Wendung den gewaltigen Hieb des Königs vermeidend, traf er diesen, bevor er zu einem neuen Schlage aus- holen konnte, so heftig in's unbeschützte Gesicht, daß ihm ein Auge herausbrach und ein Blutstrom nachschoß. In demselben Augenblicke führte auch der Wild- und Rauhgras dem Könige von der anderen Seite her einen zerschmetternden Hieb auf's unbedeckte Haupt, wovon er zum Tode verwundet und ohnmächtig im Sattel wankte. Das Schwert entsank kraftlos seiner vom langen Kampfe und vom Todes- nahen gelähmten Rechten, und als seine Linke, sich festhaltend, krampfhaft in die Zügel griff und darüber sein Roß sich bäumend emporstieg, zerhieb diesem ein Unbekannter die Vorderfüße, daß es verstümmelt zusammenbrach und seinen sterbenden Reiter in den Sand warf. Geschwind sprang ein reisiger Knecht aus dem Sattel zur Erde, lüftete dem schon halb bewußtlos am Boden Liegenden den Ringkragen und durchschnitt ihm, nach Scharfrichterart, den Hals, wovon er in wenigen Augenblicken verschied. In den benachbarten Klöstern Rosenthal und Dreisen und vom Thurme des nahen Städt- chens Göllheim verkündeten die Glocken die Mittagsstunde. Der Kampf dauerte mit steigender Heftigkeit fort, und dort und hier stürzten viele Ritter und Knechte. Als aber die Kunde von Adolphs Tod überall hin erscholl, zogen sich die Pfälzer und Bayern in geschlossenen Gliedern zurück und die Niederlage war vollendet. Es war drei Uhr vorüber. Sechs Stunden lang hatte die erbitterte Schlacht gedauert. Albrecht hatte einen so vollständigen Sieg ge- wonnen, wie er ihn kaum wohl mochte gehofft haben. Die Ge- treuem Adolphs, welche waren gefangen worden, kamen nun vor den neuen König und baten um Verlaub, die Leiche ihres gefallenen Herrn nach Speyer, der Todtenstadt der römischen Könige, führen
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