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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 240

1855 - Mainz : Kirchheim
240 besondern Ruf. Wir wollen hier nur an das Marburger Geschirr erinnern. Je mehr sich die Töpferwaaren in ihren Eigenschaften dem Glase nähern, desto besser sind sie; daher wird auch von der kundigen Hausfrau beim Einkaufe der Klang zur Bestimmung der Güte zu Rathe gezogen und auf lebhafte Glasur Rücksicht genommen. Letz- teres ist besonders wichtig; denn die Glasur, welche die Gefäße über- zieht und dem Eindringen der Flüßigkeiten widersteht, besteht aus Bleioxyd oder Silberglätte. Ist nun die Verglasung nicht vollständig von Statten gegangen, so kann durch die Farben eine Vergiftung der Speisen entstehen. — Das Steingut und die Fayence (fpr. Fai- janö) sind vermöge der Beimengungen von Gyps, Schwerspath und fein gemahlenem Feuerstein bedeutend fester, als die gewöhnlichen irdenen Geschirre, und die englischen Töpfereien waren lange Zeit durch dieselben am meisten berühmt. Der Sohn eines gewöhnlichen Häfners in England suchte Alles auf, was zur Veredlung und Ver- besserung seines Handwerks diente, und durch ihn erhob sich sein zur niedern Handarbeit gesunkenes Gewerbe zur Kunst. Er war später Herr einer Fabrik, welche jährlich für 1 Million Gulden Waaren absetzte. Fast ganz reine Thonerde ist der P o r z el l a n t h o n, der in aus- gedehnten Fabriken zu Gegenständen mannigfaltigster Form verarbeitet wird. Was die Geschicklichkeit des Menschen in Fertigung des Por- zellans zu leisten vermag, läßt sich ähnlich wie beim Glase in den Läden der Städte am besten wahrnehmen. Die Chinesen kannten seit alter Zeit die Bereitung des Porzellans; für Europa erfand solche ein Mann Namens Böttcher in Meissen, indem er der Kunst, Gold zu machen, nachforschte. Zwar brachte er es^nicht zum Goldmachen, was nicht möglich ist, da Gold sich nicht aus andern Stoffen zusammen- setzen läßt; aber er fand dafür Das, was Goldes werth ist und woran er anfangs nicht dachte. Bald nach Auffindung des Porzellanthons in Sachsen wurden Lager davon in verschiedenen Theilen Deutschlands entdeckt und die großen Fabriken zu Wien, Prag, Berlin, Nymphen- burg bei München angelegt. Auch Frankreich, England und andere Staaten Europa's schätzten die neue Ersindung und lernten von un- serm Landsmanne. . Die Thonerde wird außer dem Genannten noch als wichtiges Material in der Färberei gebraucht, indem die Zeuge, welche man färben will, vorerst in eine Austösung von Thon kommen, der die Farben später fester damit verbindet; ferner ist sie nothwendig bei der Darstellung verschiedener Farben. Die Walkererde wird zum Reinigen von Wollenzeugen angewendet, da sie die fettigen Theile derselben einsaugt und die Tücher fester macht; außerdem bereitet man mit Terpentin und Seife die Fleckkugeln daraus. Von den irdenen Tabakspfeifen soll die Rede nicht sein, wohl aber davon, daß man aus einem Gemenge von Thon, Sand, gepulverten Kohlen und Wasser- mörtel sogar Pflastersteine gebrannt hat, welche große Härte besitzen. Einige der schönsten Edelsteine gehören der Thonerde an, wie der Rubin, Sapphir, Smaragd und Granat.
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