1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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und sticht durch sein frisches Grün gegen den braunen Laubfall vom
vorigen Jahre angenehm ab, aus welchem die weissen Maiglöckchen,
der wohlriechende Waldmeister oder andere Laubkräuter, sowie Glocken-
blumen sich emporheben und da oder dort ein altes Blatt, welches
den Weg versperrte, auf der Spitze tragen. Auf Hügeln und an Ab-
hängen liegen Felsballen unter einem Moosüberzuge; unter ihnen
quillt kühles Tfasier zu Tage und sucht sich den Weg zum nahen
Bächlein, welches wie ein silbernes Band über den bunten Boden des
Waldes zieht, den Weg zu den Wiesen zeigend, die sich in den
Thalungen ausbreiten und vom Buchengrün unnachahmlich schön
eingefasst werden. Bunte Schmetterlinge segeln unsicheren Fluges
daher, schlagende Finken beleben die Aeste der kräftigen Bäume und
von fern schallt das Klopfen des Spechtes am hohlen Stamme; da-
zwischen lassen sich der flothende Ton der Goldamsel und die Stim-
men anderer Sänger des Waldes hören. Neigt sich die Sonne dem
Niedergänge, so leuchtet und strahlt es zwischen den Stämmen in
den wunderbarsten Farben. Allmälig werden sie blässer, das weite
Feld liegt vor der waldigen Höhe im Zauberlichte des scheidenden
Tages; der Gesang der Amseln, Drosseln und der Ruf des Kuckucks
verlauten noch einzeln, und aus dem nahen Dorfe schwebt der Klang
der Abendglocke über das grüne Gefilde dem Walde zu, der ein ver-
hallendes Echo zurücksendet.
Als Laubbäume verdienen noch genannt zu werden: die Linde,
Ulme, der Ahorn und die Esche. — Aus der Familie der Nachtschatten
sind die Kartoffeln und das Wallkraut nützlich, dagegen sind giftig
das Bilsenkraut, der Stechapfel, die Tollkirsche, sowie der schwarze
Nachtschatten und das Bittersüss. Der Tabak gehört in diese Fa-
milie. Die Familie der Ranunkeln enthält u. a. als Bekanntes die
Anemone, den Hahnenfuss' oder die Butterblume, das Scharbockskraut,
die Dotterblume, den Schwarzkümmel (Gretchen im Grünen.), Ritter-
sporn, Sturmhut, Akeley und die Essigrose. — Hanf Flachs und
Mohn dürfen nicht mit Stillschweigen übergangen werden, da sie be-
kanntlich von besonderem Nutzen sind. Wohl liesse sich von wich-
tigen Gewächsen südlicher Erdstriche Manches sagen, indess mag
Das genügen, was unsere Heimath darbietet, und wovon das Wich-
tigste bereits besprochen oder erwähnt worden ist.
Iii. Thiere.
1. Von den Thieren im Allgemeinen.
Schon in der ersten Zeit seines Daseins auf Erden wurde der
Mensch auf die Thiere aufmerksam und fand die ihm zum Unterhalte
und anderweitigen Gebrauche vorzüglich nützlichen bald heraus. Doch
so viele derselben die göttliche Liebe und Allmacht zum Gebrauche des
Menschen erschuf, so machen sie doch nur einen mäßigen Theil von
der unübersehbaren Reihe von Thiergesialten aus, welche auf dem Erd-
boden leben und weben, und noch kein Mensch, wäre er auch selbst der
scharfsinnigste, fleißigste Beobachter, der bis in's hohe Alter in diesem
Theile von Gottes Schöpfung forschte, konnte sagen, daß er die
Mannichfaltigkeit und Zahl dieser Geschaffenen genau erkannt habe.
Dies ist leicht begreiflich. Sieh dich nur, Freund Leser, ein wenig
innerhalb der Gränzen deiner Heimath um, und du wirst mir bei-