1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Jungen in den ersten Tagen durch alle Jrrgänge und Pfade und ma-
chen sie so mit dem elterlichen Hause bekannt. Dabei werden sie immer
-gefüttert und die Flügel der jungen Männchen und Weibchen werden
vorsichtig aufgespannt.
Die Ameisen legen keine Vorräthe an, sondern sorgen nur für
den laufenden Tag; im Winter sind sie in einer Art Erstarrung und
bedürfen somit dann des Futters nicht. Dieses nehmen sie aus dem
Pflanzen- und Thierreiche, ziehen aber allem Uebrigen stets Zucker,
Honig und süße Früchte vor. Wittert eine Ameise auf ihrem Wege
Etwas der Art, so verläßt das kleine Leckermäulchen den Pfad, erspürt
den gewünschten Bissen, nimmt davon so viel, als sie schleppen kann,
läuft vergnügt dem Bau zu und verkündet den Kameraden, was sie
gefunden. Die meiste Nahrung liefert ihnen der süße Saft der Blatt-
läuse, welche sie deßhalb stets aufsuchen, aber nicht verfolgen, im
Gegentheil liebkosen und mit den Fühlern so lange streicheln, bis sie
ihnen ein Tröpfchen süßen Saft entlockt haben. Man glaubt, daß
die Ameisen diese ihnen nutzbaren Thierchen der Nahrung wegen sogar
in Pflege nähmen, wie der Mensch die Kuh und Ziege. Dadurch, daß
die Ameisen todte Thiere, wie Vögel, Mäuse und ähnliche bis auf
das Skelett verzehren, werden sie nützlich; auch morden sie wie Tiger,
selbst wenn sie keinen Hunger haben und vermindern daher eine Menge
Käfer, Raupen und Larven. Man gebrauchte sie schon mit Erfolg
gegen die Larven des schwarzen Kornwurmes, indem man einige Amei-
senhaufen ausgrub und solche auf den Speicher brachte, wo das ange-
fressene Korn lag. Schnell krochen sie den Körnern zu, verzehrten die
darin lebenden Larven, ohne das Getreide selbst zu beschädigen. Ueber-
dies haben sie auch medizinischen Nutzen. Der Schaden, welchen sie
in unseren Gegenden an Obst, in Bienenkörben u. s. w. anrichten,
wird durch ihren Nutzen reichlich ersetzt. Sehr schädliche Arten gibt
es in wärmeren Ländern.
Merkwürdig ist die Art, wie die Ameisen sich verständigen. Sie
wissen sich Gefahren, Schlupflöcher, den Ort, wo süße Speisen sind,
so wie die Forderung zur gegenseitigen Hülfeleistung zu bestimmten
Zwecken mitzutheilen. Nicht weniger interessant sind die Kämpfe,
Welche die Bewohner einzelner Nester sowohl unter sich , als auch ge-
meinschaftlich gegen die eines anderen Haufens bestehen. In letzterem
Falle entstehen regelmäßige Kriege, meist sehr mörderisch; denn an
Muth und Kraft gebricht es den kleinen Streitern nicht. Eine solche
Schlacht muß man sehen, um die Hitze und Ausdauer dieser Insekten
bewundern zu lernen. Doch darf man die Kampfspiele, die zu ge-
wissen Zeiten zur Lust und Erholung an einzelnen Haufen veranstaltet
werden, nicht mit dem ernsten Kriege verwechseln.
6. Her Tod tedgräber und Maikäfer.
An kleinen todten Thieren, wie an Mäusen, Kröten, Maulwürfen
oder Blindschleichen sieht man häufig Käfer sich beschäftigen, etwas