Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 297

1855 - Mainz : Kirchheim
297 Wie ganz anders aber erscheint neben dem leichten, gewandten Reitpferde dessen Bruder vor dem beladenen Wagen, dem Pfluge oder gar als Lastträger! Die harte Arbeit hat ihm ein schwerfälliges Wesen gegeben; sein Kopf ist gesenkt, der Schritt nicht im ent- ferntesten anmuthig; kurz es kündigt in Allem den nützlichen Arbeiter an, dessen Tagewerk anstrengend ist. Mit auf- und abwärtsgehenden Bewegungen des Kopfes und den Hufspitzen zuerst auftretend, zieht es erstaunliche Lasten; oft fahren unter der Wucht seiner Tritte die Feuerfunken aus dem Pflaster, zumal wenn es eine schwere Ladung gegen eine Anhöhe zu ziehen hat, wobei es im Eifer die Schritte be- schleunigt. Leider fällt manchen Fuhrleuten der Wahlspruch, den man dem Pferde in den Mund gelegt hat, im ganzen Leben nicht ein: Den Berg hinauf treib' mich nicht, den Berg hinab reit' mich nicht, und auf dem Gleichen (ebenen Boden) schon' mich nicht! Das Erste ist besonders zu beherzigen. Ueberhaupt sollte diesem Thiere die Fortbringung ungebührlicher Lasten nicht zugemuthet werden; denn ungeachtet seiner Größe, Raschheit und Stärke ist cs von sehr empfindlicher Gesundheit und ebenso leicht Krankheiten aller Art unterworfen, wie der Mensch. Wird dies bei seiner Behandlung während der Arbeit übersehen, ist gar seine Pflege und Wartung ohne sorgfältige Aufmerksamkeit und strenge Regelung; so altert und verkümmert das Pferd vor der Zeit, natürlich zu Schaden seines Herrn. Schon seit den ältesten Zeiten wurde das Pferd von dem Men- schen in Dienst genommen und folgte ihm in alle Länder; es war ihm nebst dem Hunde ein treuer Bundesgenosse bei Eroberung der Welt- herrschaft, wurde seiner Brauchbarkeit, Anmuth und Schönheit wegen sein Liebling, Gefährte und damit Theilhaber an Wohl und Wehe seines Lebens. Die Pferdezucht beschäftigt als Quelle des Wohlstan- des die Einwohner ganzer Landstriche; Staatsregierungen widmen der Veredlung durch Gestüte gebührendes Augenmerk und der Künstler stellt das Pferd in Bild und erhabener Arbeit vielfach dar. Die schönste und edelste Race ist das arabische Pferd, welches in Mesopo- tamien und Syrien zu Hause ist; auf dieses folgt das marokkanische Pferd. Aus einer Vermischung beider entstand das englische Pferd, dessen geschätzteste Sorte die sogenannten Vollblutspferde sind. Unter den deutschen sind die friesischen, Holsteiner und Mecklenburger Pferde die vorzüglichsten. Wilde Pferde kommen wohl nur noch in dem mitt- leren Asien vor, verwilderte trifft man in den Steppen Südrußlands östlich vom kaspischen Meere, in Nordafrika und Südamerika an. Ein berühmter Reisender') gibt uns von letzterem folgende Schil- derung: „Wenn unter dem senkrechten Strahl der niebewölkten Sonne die verkohlte Grasdecke in Staub zerfallen ist, klafft der er- härtete Boden auf, als wäre er von mächtigen Erdstößen erschüttert. 1) Humboldt.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer