1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Der Blitzableiter, von dem berühmten Amerikaner Franklin
erfunden, schützt Gebäude vor dem Einschlagen, indem das Metall,
woraus er besteht, den Gewitterwolken die entgegengesetzte Elektrici-
tät aus der Erde zuführt und dadurch eine Ausgleichung veranlaßt, so
daß es nicht zum Ueberspringen des Blitzes kommt. Ein gut eingerich-
teter Blitzableiter schützt einen Umkreis, dessen Durchmesser vierzig
Fuß beträgt. Sollte es ungeachtet seiner Thätigkeit zum Blitzschläge
kommen, so folgt der zerstörende Funke dem leitenden Metalle und
wird, falls die Stange durchweg ohne Hinderniß für ihn ist, ohne
Nachtheil für das Gebäude in die Erde geleitet. Blitzableiter von
mangelhafter Beschaffenheit sind gefährlich. Zum Schutze der Schiffe
dienen eiserne Ketten, welche von der Spitze des höchsten Mastes bis
in die See reichen.
Was die Elektricität eigentlich ist, hat noch Niemand angeben
können; was wir von ihr wissen, beschränkt sich nur auf die Kenntniß
ihrer Eigenschaften und Wirkungen. Daß letztere groß und gewaltig
sind, zeigt das Gewitter. Aber welchen Antheil mag sie noch in der
Natur an den Veränderungen und Vorgängen haben, die uns tagtäg-
lich umgeben! Wer kann sagen, wie diese Kraft in die Ordnung der
Natur eingreift, wo sie bei Gestaltung und Bestand der irdischen Dinge
thätig ist! Witterung und Luftbeschaffenheit, Wachsthum und Gedei-
hen unserer Früchte und vieles Andere, woran unser irdisches Wohl
und Wehe geknüpft ist, hängen vielfach von der Elektricität ab. Wohl
liegt die Vermuthung nahe, daß sie mit dem Magnetismus einerlei
sei, nur in etwas anderer Weise wirkend.
4. Der elektromagnetische Telegraph.
Als die ersten Elsenbahnzüge durch die Länder raffelten und eine
Lokomotive wie ein Feuerroß Hunderte von Personen meilenweite
Wegesstrecken in der kurzen Zeit einiger Viertelstunden von dannen
führte, während sonst mit gewöhnlichem Postfuhrwerke dazu ebenso
viele, ja noch mehr Stunden nöthig waren; da war die Verwunde-
rung groß, und Jeden trieb das Verlangen, mit dieser außerordent-
lich schnellen Reisegelegenheit entweder persönlich bekannt zu werden,
oder zu erfahren, wie es möglich sei, an ein und demselben Tage in
Frankfurt das Frühstück und in Basel das Abendessen einzunehmen,
da doch beide Städte achtzig Stunden von einander entfernt liegen und
die Tageszeiten nicht weiter auseinander rücken. Was ist aber die
größte Schnelligkeit der Lokomotive in Vergleich zu dersenigen, welche
durch den elektrischen Telegraphen erreicht wird, der mit Gedanken-
eile, ohne das mindeste Geräusch, Nachrichten zu Entfernungen bringt,
welche die Wagenzüge erst nach tagelanger Fahrt zu erreichen im
Stande sind! Und dies ist noch viel zu gering geschätzt; denn genau
betrachtet ist für den elektrischen Telegraphen jede irdische Entfernung
so viel wie Nichts, und es ist nicht zu viel behauptet, wenn man sagt,
die Erde sei für diese Erfindung zu klein. Denn könnte man den