1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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sam, d. h. steigt als Wassergas in die Luft, besonders bei großer
Wärme und trockenem Winde, wovon man sich jeden Augenblick über-
zeugen kann. Diese Verdunstung entzieht der Umgebung die Wärme.
Daher ist es nach dem Regen kühl, eben so in nassen Zimmern; nasse
Kleider sind deßhalb sehr schädlich, weil sie dem Körper die Wärme
entziehen bei Verdunstung des in ihnen enthaltenen Wassers. Flüssig-
keiten erhält man kühl, wenn man die Wände des sie enthaltenden
Gefäßes feucht erhält. In Spanien erhält man das Wasser kühl,
indem man es in poröse Thongefäße bringt, durch deren Wände es
langsam durchsickert und sie feucht erhält. Bei schneller Verdunstung
läßt sich sogar künstlich Eis bereiten.
Wasserdampf steigt beständig von der Erde, besonders vom
Meere, von den Flüssen, Seen, Bächen und Sümpfen auf und
zwar so lange, bis die Luft damit gefüllt ist; dann heißt sie feucht, im
entgegengesetzten Falle heißt sie trocken.
Der Thau ist verdichteter Wafferdampf an kalten Punkten der
Erde. In der Nacht steigt die Wärme in die kältere Luft, besonders
von Steinen, Metallen, Blättern rc.; sie werden dadurch selbst er-
kältet. Kommt nun Wasserdampf in ihre Nähe, so schlägt er sich
daran nieder und bildet nach und nach Tröpfchen, ja sogar große
Tropfen und Nässe. Unter Zelten, in Häusern und bei bedecktem
Himmel thauet cs nicht. Die angelaufenen Fenster, Gläser, Ge-
schirre rc. sind eine ähnliche Erscheinung. Der Reif ist gefrorner
Thau; gefrorne Fenster sind dasselbe.
Nebel und Wolken sind verdichtete Wasserdämpfe, welche sich
in der kälteren Luft bilden. Der Nebel entsteht zuerst an Flüssen,
Bächen, Meeren, Seen und Sümpfen, im Herbste, im Frühjahre
und im Winter, selten im Sommer; warum? Die Wolken sind
solche Nebelschichten in der Höhe. Man unterscheidet Federwolken,
Haufenwolken, Schichtwolken und Regenwolken. Nähert sich die
Regenwolke einer kälteren Luftschichte, so schlagen sich immer neue
Wassertämpfe an den einzelnen Wasserbläschen nieder und vergrößern
sie, oder sie ziehen sich selbst einander an und vereinigen sich zu so
großen Tropfen, daß sie die Luft nicht mehr tragen kann. Platz-
regen, Staubregen, Land- und Strichregen. — Der Schnee ist ge-
frorner Wafferdunst, der aber nicht erst in Wasserbläschen sich gebildet,
sondern in crystallisirten Nadelspitzchen sich vereinigt. Diese setzen
sich aneinander an und bilden nach und nach die Schneeflocken, welche
die Form eines sechseckigen Sternes haben. Der Hagel ist gefrorner
Regen. Schnee fällt im Winter; Platzregen, Regen und Hagel im
Sommer. Warum? Schneeberge, Schneelinie.
Den durch Sieden entwickelten Dampf kann man auf dreifache
Weise benützen, entweder zum Wärmen, oder zur Herstellung leerer
Räume, oder um durch seine Spannung eine Bewegung hervorzubringen.
Mit Dampf kann man kochen und trocknen, indem man ihn durch den
zu erweichenden und zu trocknenden Stoff hindurch ziehen läßt. Durch