1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Dritter Abschnitt.
Lehre von der leiblichen und geistigen Beschaffenheit
des Menschen.
1. Von der Würde und Bestimmung des Menschen.
Unter allen Geschöpfen, welche Gort in seiner Liebe und Weis-
heit hervorgerufen hat, nimmt die erste und wichtigste Stelle der
Mensch ein. Die Würde und hohe Bestimmung des Menschen wird
in der Schöpfungsgeschichte deutlich ausgedrückt. Als der Allmäch-
tige die übrigen Wesen erschuf, sprach er: Es werde! und es ward.
Bei der Schöpfung des Menschen aber hebt sich seine Sprache und
in feierlichen Worten kündet er an: Lasset uns den Menschen machen
nach unserm Bilde und Gleichniß! Und nachdem dieses geschehen
war, feierte der Schöpfer den Sabbath. Ein Wink, die Schöpfung
sei nun vollendet.
Schon seine leiblichen Vorzüge erheben den Menschen über die
Thiere. Während das Thier den Blick zur Erde senkt, geht der
Mensch aufrecht und sieht mit freiem Blicke im Reiche der Schöpfung
umher und zum Himmel auf, seiner einstigen Wohnung. Sein Ge-
sicht ist der Ausdruck seines seelenvollen Innern und das Muster der
höchsten Naturschönheit; seine Hände sind auf eine bewunderungs-
würdige Wei'e zu den härtesten, schwierigsten und künstlichsten Ar-
beiten gebildet. Sein Körper kann unter allen Himmelsstrichen
ausdauern; denn die ganze Erde ist seine Wohnung.
Seinem Leibe nach ein Sohn des Staubes , ist der Mensch zu-
gleich ein unsterblicher Geist. Natur und Geist, Leib und Seele,
Irdisches und Himmlisches, Vergängliches und Unsterbliches sind
auf eine wundervolle Weise in ihm vereinigt. Der Geist des Men-
schen ist mit den herrlichsten Anlagen und Vorzügen von Gott ausge-
stattet. Er besitzt die Kraft, Gott, seinen Willen und seine Werke
zu erkennen, Gott über All s und den Nächsten wie sich selbst zu
lieben und dadurch selig zu werden. Das ist die Bestimmung des
Menschen. Erreichen kann er dieselbe, wenn er sich erleuchten läßt
vorn Lichte des Glaubens und sich stärken und führen läßt von der
Gnade, die der Heiland uns erworben hat. Um nun den ganzen
Reichthum seines Innern sowobl gegen Gott als auch gegenseitig
aussprechen zu können, hat der Schöpfer dem Menschen die Sprache
gegeben, ein Wunder der göttlichen Weisheit und Liebe. Es ist
demnach Zweifaches, was wir am Menschen zu betrachten haben,
das Sichtbare oder den Leib und dann das Unsichtbare, Geistige an
ihm oder die Seele.
I. Die leibliche Natur des Menschen.
2.- Von den Knochen und Muskeln.
Der'menschliche Leib besteht aus festen und flüssigen Theilen,
aus Knochen, Muskeln, Eingeweiden, Nerven, Haut, Blut, Galle
u. s. w.