1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Muster dastehen, so waren sie doch in religiöser Hinsicht beklagens-
werthe Menschen. Sie waren einem lasterhaften und durch Menschen-
opfer befleckten Götzendienste ergeben. Ihre zahlreichen Götter dachten
sie sich ganz menschlich, mit Leidenschaften und Lastern behaftet.
Die Spartaner.
Seine Größe hat Sparta dem edlen und weisen Ly kur-
gus, einem Sprößling aus löniglichem Geschlechte, zu verdanken.
Dieser große Gesetzgeber wollte die Spartaner zu einem kriegeri-
schen, tapferen Volke bilden, dessen höchstes Ziel die Freiheit des
Vaterlandes sein sollte, für welche jeder Spartaner Leben und
Eigenthum willig zu opfern bereit sein müsse. Daher wurden zwei
Könige an die Spitze des Staates gestellt, damit die Macht eines
Einzigen die Freiheit des Staates nicht in Gefahr bringe. Die
Könige selbst aber wurden beschränkt durch den Rath der Alten,
28 erfahrene Greise, die vom Volke auf Lebenszeit erwählt wur-
den, die Ephoren oder die Aufseher über das Betragen Aller, selbst
der Könige, fünf an der Zahl, und die Volksversammlungen. Je-
der Spartaner hatte ein bestimmtes Grundeigenthum, das er nicht
verkaufen durfte, Einer so viel wie der Andere, so daß das Laster
der Habsucht, besonders bei dem eingeführten eisernen Gelde, nicht
leicht aufkommen konnte. Auch der Gaumenlust und Weichlichkeit
war durch Einrichtung gemeinschaftlicher Mahlzeiten, deren Haupt-
bestandtheil die schwarze Suppe war, vorgebeugt. Sparta hatte
keine Mauern, da die Bürger die beste Mauer seien. Krieg und
Jagd wechselten bei den Spartanern. Die Tapferkeit galt für des
Mannes höchsten Schmuck; wer feig aus der Schlacht lief, war
ehrlos. Schon die Kinder wurden für die Zwecke des Krieges auf
Staatskosten in Staatsanstalten erzogen, damit sie durch die allzu
große Liebe der Eltern nicht verzärtelt würden. Hiermit ward aber
auch das dankbare, lieber olle Verhältniß zwischen Kindern und El-
tern den Staatszwecken aufgeopfert. Krüppelhafte Kinder wurden
dem Hungertode ausgesetzt oder sonst getödtet, weil man Alles auf
einen gesunden Körper, nichts auf die unsterbliche Seele hielt. Sehr
zu rühmen ist an der spartanischen Erziehung, daß man den Kindern
tiefe Ehrfurcht vor dem Alter einprägte; — Alle standen vor einem
Greise ehrfurchtsvoll auf und schwiegen, wenn er redete. Ueberdies
wurden die Kinder an sinnvolle und kurze (lakonische) Antworten
gewöhnt, lernten aber außer einigen Kriegsliedern nichts, was ihren
Geist bilden konnte. Um so mehr entwickelte man die Körperkraft
durch Entbehrung und kriegerische Uebungen; ja sogar öffentliche
Züchtigung bis auf's Blut, wobei der Geschlagene keinen Schmer-
zenslaut hören lassen durste, war ein Mittel zur Abhärtung.
Nachdem Lykurgus seinem Vaterlande diese Gesetze gegeben
.und die Bürger ihm versprochen hatten, vor seiner Rückkehr keine
Aenderung daran vorzunehmen, reiste er fort, ohne je wieder zurück-
zukehren. Mit Ehrfurcht blieben die Spartaner seinen Gesetzen treu