1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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und Nahrung war einfach, ihre Häuser waren von Lehm, ihre
Straßen ungepflastert. — Die großen Reichthümer aber, welche die
Römer aus den eroberten Ländern nach Rom brachten, und ihre
Bekanntschaft mit den verdorbenen Sitten der Griechen und Asiaten
machten sie weichlich, habsüchtig und übermüthig. Die alten, guten
Sitten gingen unter und mit dem Untergange derselben war auch
der Keim des Verderbens für den Freistaat gelegt. Die Reichen
hielten üppige Mahlzeiten , besaßen herrliche Paläste und Landgüter
und eine Menge von Sklaven. Sie verwendeten ihre Reichthümer
zur Befriedigung der Sinnenlust oder auch zur Bestechung der Ar-
men, damit sie die Stimmen derselben zu den Staatsämtern erhielten.
Dadurch entstanden blutige Bürgerkriege, welche den Freistaat seinem
Untergange entgegenführten.
Unter den zahlreichen Kriegen, welche die Rörner zur Zeit
des Freistaates führten, war der Krieg mit der reichen und mächtigen
Handelsstand Karthago in Afrika der langwierigste und schwerste.
Ueber ein Jahrhundert lang kämpften beide Völker um die Ober-
herrschaft der Welt. H a n n i b a l, der berühmte Feldherr der Kar-
thager, unternahm von Spanien aus, über welches Land Karthago
gebot, einen staunenerregenden Uebergang über die Pyrenäen und
Alpen nach Italien, schlug die ihm entgegengesandten römischen Heere
und rieb in der mörderischen Schlacht bei Cannä über 40,000 Rö-
mer auf. Gewiß würde er jetzt die Römer unterjocht haben, hätten
ihm seine eifersüchtigen Landsleute die nöthigen Hilfstruppen nicht
versagt. So kam es denn, daß die Römer die Karthager in der
Schlacht bei Zama schlugen, ihre Hauptstadt eroberten und durch
Feuer zerstörten. — Im Jahre 113 drangen die ersten deutschen
Volksstämme, die Ci mb er n und Teutonen, in Italien ein, um
schönere Wohnplätze sich zu erkämpfen. Ihr Herannahen erfüllte
Rom mit Schrecken. Schon hatten die tapferen Deutschen mehrere
römische Heerhaufen vernichtet, als es endlich dem kühnen Feldherrn
Marius gelang, in zwei blutigen Schlachten sie zu besiegen. —
Auch die übrigen damals mächtigen Völker, die Griechen, Syrer
und Aegypter wurden nach und nach von den Römern unterjocht,
so daß um die Zeit der Geburt Jesu Christi die römische Herrschaft
über alle Welttheile sich erstreckte.
Nach dem Siege über die Cimbern und Teutonen entstan-
den in Rom Parteien, die sich in den gräßlichsten Bürgerkriegen
zerfleischten. Die mächtigsten, durch Reichthum und Kriegsthaten
ausgezeichneten Männer, als Pompejus, Julius Cäsar, An-
tonius und Octavianus, kämpften mit einander um die Allein-
herrschaft über das römische Reich. Endlich ging aus diesen blu-
tigen Bürgerkriegen Octavianus Augustus als erster römischer
Kaiser hervor.
Der Freistaat hatte 480 Jahre gedauert. Während dieser Zeit
hatte Rom seinen Ruhm, seine Größe erworben; aber zuletzt auch
den Keim zu seinem Verderben gelegt. Dieses ungeheure Reich