1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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erlosch, bestiegen Kaiser aus dem Geschlechte der Herzoge von Fran-
ken den deutschen Thron. Unter den fränkischen oder salischen Re-
genten ist Heinrich Iv. merkwürdig. Verdorben durch eine schlechte
Erziehung, die ihm seine selbstsüchtigen Vormünder gaben, herrschte
er willkürlich über sein Volk. Zuerst empörten sich die Sachsen wider
ihn, so daß er von seiner Residenz Goslar entfliehen mußte; bald
darauf wurden sie aber von Heinrich besiegt und nun noch mehr ge-
drückt als zuvor. Da wendeten sie sich an Papst Gregor Vh.,
um Hülfe flehend. Gregor hatte schon längst Ursache, mit dem leicht-
sinnigen Regimente des Kaisers unzufrieden zu sein ; denn dieser ver-
kaufte und verschenkte die Kirchenämter an Unwürdige. Er lud ihn
auf die Klagen der Sachsen zur Verantwortung nach Rom vor, und
da Heinrich nicht erschien, sondern den Papst durch eine Versamm-
lung deutscher Bischöfe zu Worms absetzen ließ, so löste Gregor die
Unterthanen Heinrichs vom Bande des Eides und schloß den Kaiser
von der Kirchengemeinschaft aus. — Heinrich, der ohnehin wegen
seiner Gewaltherrschaft und seines sittenlosen Lebens verhaßt war,
wurde nun von Allen verlassen. Erschreckt durch die Wirkungen des
Kirchenbannes, den er anfangs leichtsinnig verlachte, und ermahnt
von den zu Trebur versammelten deutschen Fürsten, zog Heinrich
mit seiner Gemahlin und seinem Sohne im strengen Winter über
die Alpen, um sich mit dem Oberhaupte der Kirche zu versöhnen.
Gregor, der die verdorbene, meineidige Natur des Kaisers kannte,
wollte den Ernst seiner Neue erproben und nahm ihn nur nach stren-
ger Buße, der sich damals Jeder ohne Ansehen der Person unter-
werfen mußte, in die Kirchengemeinschaft wieder auf. Heinrich
aber brach bald darauf seinen Eid, den er vor Gregor geschworen,
und stiftete Unruhen in Oberitalien zur Herstellung seines gesunkenen
Ansehens. Nun wählten die Deutschen, die schon längst seiner
Herrschaft überdrüßig waren, nach einander mehrere Gegenkaiser.
Am Abend seines Lebens mußte der unglückliche Heinrich noch den
Kummer erleben, von seinem eigenen Sohne, dem nachmaligen
Kaiser Heinrich V., gefangen genommen zu werden. Während eines
Festes zu Mainz entkam der in dem nahen Ingelheim schmachvoll
Gefangene und floh nach Lüttich, wo er voll Gram sein unruhiges
Leben beschloß im Jahre 1106.
Die Kreuzzüge.
Gegen das Ende des elften Jahrhunderts begannen die
kriegerischen Züge der abendländischen Christen in's Morgenland,
um den Türken das heilige Grab und Land zu entreißen. Man
nennt diese 200 Jahre lang dauernden heiligen Kriege Kreuzzüge
und Diejenigen, welche daran Theil nahmen, Kreuzfahrer.
Die Ursachen zu diesen großen Unternehmungen lagen in der
religiösen Begeisterung der damaligen Christen für dasjenige Land,
wo Christus, der Heiland, geboren wurde, gelebt, gelitten und den