1855 -
Mainz
: Kirchheim
- Autor: Hepp, J.
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
410
Namen „westphälischer Friede" erhielt, im Jahre 1648 zu
Stande kam.
Groß waren die beiden, die dieser blutige Religionskrieg über
unser Vaterland brachte. Armuth, Elend und Rohheit traf man
allenthalben im verödeten Lande, auf den Schutthaufen der ehemals
blühenden Städte und Dörfer. Fremdlinge hatten sich eingemischt
in unsere Angelegenheiten, trugen dazu bei, die Flamme der Zwie-
tracht zu nähren, und das arme Vaterland mußte sie dafür mit
seinem Gelde und mit seinen schönen Provinzen bezahlen. Denn
in jenem schmachvollen Frieden erhielt Frankreich Elsaß und einen
Theil von Lothringen, Schweden ° Pommern, die Insel Rügen,
mehrere Festungen und fünf Millionen Thaler. Auch das Innere
von Deutschland erhielt durch diesen Frieden eine andere Gestalt,
indem einigen Fürsten ihre Besitzungen genommen und andern
zugetheilt wurden. Die Hauptsache aber, die der westphälische
Friede festsetzte, war die Religionsfreiheit, welche den lutherischen
und Reformirten gewährt wurde. Da es indessen den Landes-
herren frei gestellt wurde, die Religion ihrer Unterthanen zu be-
stimmen, so wurde durch diesen Frieden für die wahre religiöse Frei-
heit nichts gewonnen.
Deutschland nach dem westphälischcn Fvieden.
Durch den dreißigjährigen Religionskrieg war die Verfas-
sung des deutschen Reiches heftig erschüttert worden, und ihrem
völligen Untergang eilte sie nun unaufhaltsam entgegen. Diesen Un-
tergang beförderten die Eifersucht Frankreichs auf Oesterreichs
Macht, die verheerenden Einfälle der Türken in's deutsche Land,
die inneren Kämpfe der Deutschen im spanischen und bayerischen
Erbfolgekriege und im siebenjährigen Kriege, und vollendete die Un-
terjochung eines Theiles von Deutschland durch Napoleon.
Die mißvergnügten Ungarn riefen den Christenfeind, die Tür-
ken, zu Hülfe/und 1683 erschien zum allgemeinen Entsetzen der
türkische Großvezier Kara Muftapha vor Wien. Der Kaiser
übertrug dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahremberg
die Vertheidigung der Stadt und floh nach Linz. 200,000 Türken
schlossen Wien ein, das auf das heldenmüthigste von seinen Bewoh-
nern vertheidigt wurde. In der höchsten Noth kam am 12. Sep-
tember das christliche Heer der hartbedrängten Stadt zu Hülfe. Es
waren die Neichstruppen unter Herzog Karl von Lothringen
und die Polen unter ihrem ritterlichen König Johann Sobiesky.
Bald flohen die Türken und das reiche Lager fiel in die Hände der
Sieger. In dem Türken kriege, der noch fünfzehn Jahre dauerte,
zeichneten sich die ruhmgekrönten Feldherrn Prinz Eugen von
Savoyen und Prinz Ludwig von Baden aus, welche in
mehreren Schlachten den Türken bedeutende Niederlagen beibrachten.
Während diekr Kämpfe mit den Türken wurde Oesterreich