1819 -
München
: Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
- Autor: Maier, Aloys
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wind heißt jede Bewegung der Luft, sie mag
stark oder schwach seyn. Die Luft ist nie gänzlich still.
Bisweilen spüren wir einen leisen, kaum merklichen Luft-
Zug, der ruhig fortgeht; öfter aber tobet, brauset und
stürmet sie. Alle diese Bewegungen sind Winde.
Die Ursache der Entstehung derselben ist offenbar
keine andere, als die Aufhebung des Gleichgewichtes in
der Luft. Druck, Verdünnung, Verdichtung, v rinehrte
«der verminderte Elasticität sind die bekannten Umstande,
unter weichen das Gleichgewicht in der Luft aufgehoben
wird. Verdünnet z. B. die Wärme an einem Orte die
Luft, so verliert sie hier mit der übrigen das Gleichgewicht;
diese letztere strömt nach dem Orte hin, wo die Ver-
dünnung entstand, und so erfolgt Bewegung. Ist das
Gleichgewicht nur in einem geringen Grade aufgehoben,
und also die Verdünnung nur mäßig, so kann auch die Be-
wegung nicht stark seyn, und wird alsdann insonderheit
Wind genannt. Heftigere ungewöhnlichere Bewegun-
gen hingegen heißen Stürme, und die wüthendsten nennt
manorkane und Windsbräuten.
Die Winde bringen in der Atmosphäre einen bestän-
digen Wechsel hervor, nicht nur weil sie dieselbe in Bewe-
gung setzen, sondern auch weil sie ihre Beschaffenheit an-
dern. Schwebt eine mit wässerigen Dünsten angefüllte
Luft über einer Gegend, so verschwindet die Feuchtigkeit
sogleich, wenn ein Wind aus einer trockenen Gegend her-
beyströmt. Solche Winde trocknen daher auch sehr stark
aus. Dagegen führen Winde, welche über das Meev
strömen, allezeit Feuchtigkeit bey sich, und bringen den
meisten Regen. Winde, welche über kalte, oder mit
Wäldern bewachsene, oder mit Sümpfen bedeckte Land-
striche wehen, bringen Kalte mit, sowie diejenigen Wär-
me, die über erhitzte Stepppen und Sandwüsten sturmen.
Die beständige Abwechselung und Veränderung der Winde
hat auf die Fruchtbarkeit des Erdbodens und auf die Ge-
sundheit des Menschen den größten 'Einfluß. Durch die