1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Sion das Licht ausgehen sollte. Die nach dem Heilande verlangten,
wurden von den Aposteln unterrichtet und getauft. Sie verharrten
in der Lehre und in dem Gebete, genoßen in Gemeinschaft das hei-
lige Abendmahl und führten unter der Hut und Leitung der Apostel
ein frommes und gottgefälliges Leben. In ihren Herzen war nur
Ein Gefühl — die Liebe zu Jesu, nur Eine Sehnsucht —
die Sehnsucht, zu Ihm zu kommen, nur Ein Verlangen —
das Verlangen, Ihm allein zu dienen und zu gefallen.
Wie sie Gott über Alles zu lieben trachteten, so liebten sie einander,
wie sich selbst, verkauften Hab und Gut und vertheilten Alles nach
dem Maaße des Bedürfnisses, so daß Alle nur eine einzi'ge große
Familie auszumachen schienen.
Die kleine Gemeinde des Herrn wuchs von Tag zu Tag und
gedieh um so mehr, als die Apostel mit herrlichen Wundern die
Wahrheit ihrer Lehre bekräftigten. Im Namen Jesu heilte Petrus
einen Lahmgebornen, worauf 5000 Juden sich bekehrten und sich taufen
ließen. Paulus wurde bekehrt, und er — der zuvor der erbittertste
Feind der Christen war, bewies jetzt den glühendsten Eifer als Ver-
breiter der Lehre Jesu. Die Apostel gieugen in alle Länder des
damals so großen und mächtigen römischen Reiches, verkündigten das
Evangelium und gründeten in fast allen größeren Städten christ-
liche Gemeinden. Sie erlitten hiebei die schwersten Verfolgungen,
wie ihnen dieses ihr göttlicher Meister voraus gesagt hatte, und fast
Alle starben den Märtyrertod, weil ihre Lehre für staatsgefährlich
gehalten wurde, und man sie deshalb unterdrücken wollte; allein die
Wahrheit besteht ewig, und darum wird auch das Christenthum
fortdauern durch alle Zeiten und sich verbreiten über alle Ge-
schlechter.
Die römischen Statthalter übten meistens eine sehr drückende
Herrschaft über die Juden aus und erlaubten sich die grausamsten
Mißhandlungen gegen dieselben. Das Volk empörte sich daher gegen
die Römerherrschaft und wollte sich von diesem Joche wieder be-
freien. Ein römisches Kriegsheer rückte gegen Jerusalem vor, um
die Empörer zu züchtigen und den Aufruhr zu stillen, und nun
brachen die Tage des Jammers herein, von denen einst Christus
geweissagt hatte, als seine Jünger die Größe und Pracht des Tem-
pels bewunderten. Jerusalem wurde von Kriegsheeren eingeschlossen
und nach hartnäckigem Widerstande eingenommen und verbrannt.
Wer dem Schwerte der Sieger entrann, wurde in die Sklaverei
verkauft, und seitdem leben die Juden zerstreut unter allen Völkern
der Erde.