1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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beide in einen eisernen. Darauf begrub man ihn mit Pferdezeug
und Waffen unter kriegerischen Gesängen; dann wurden Alle, welche
an seinem Grabe gearbeitet hatten, umgebracht, damit Niemand ver-
rathe^, wo der große Hunnenkönig begraben liege. Die Herrschaft
der Hunnen zerfiel und sie zerstreuten sich wieder in den weiten
Steppen Asiens.
32. Die Glaubensboten in Deutschland.
Schon in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung war
das Licht der Christuslehre in Süddeutschland eingedrungen, denn
schon im Anfang des vierten Jahrhunderts werden der heilige
Florian und die heilige Afra als die ersten Märtyrer in Deutsch-
land genannt, und im folgenden Jahrhundert finden wir den heiligen
Valentin in Passau und den heiligen Severin in Oesterreich
rastlos thätig die Lehre Christi zu verbreiten. Im mittleren und
nördlichen Deutschland dagegen herrschte noch allgemein das Heiden-
thum. Da kamen aus dem fernen Irland herüber, wo schon früher
der heilige Patricius die göttliche Lehre verbreitet hatte, fromme,
gotterlenchtete Männer; diese scheuten weder Mühseligkeiten noch
Gefahren, um den Heiden das Licht des Evangeliums zu bringen.
Einer der ersten dieser Glaubensboten war der heilige Fridolin,
der aus einer der vornehmsten Familien Irlands abstammte, aber
dem Herrn zulieb auf Reichthümer, äußeren Glanz und alle Ge-
nüsse des Lebens verzichtete, um Schätze höherer Art zu gewinnen
und auch Andere derselben theilhaftig zu machen. Er durchzog
lehrend und predigend ganz Frankreich und kam von dorther nach
Deutschland, wo er besonders aus dem Schwarzwald segensvoll
für das Christenthum wirkte, und mehrere Kirchen und Klöster
griindete.
Ein Jahrhundert später kam der heilige Columb an mit seinem
Schüler Gallus und zehn andern Gefährten ebenfalls nach Frank-
reich und von da in die Schweiz. In Bregenz fanden sie ein der
heiligen Aurelia geweihtes Kirchlein, das aber inzwischen in einen
heidnischen Tempel umgewandelt worden war. Als in demselben
eben viel Volk versammelt war, fieng Gallus an zu predigen und
verkündigte die reine Lehre des Evangeliums, worauf er die Götzen-
bilder zertrümmerte und in den See warf. Daraus weihte er die
Kapelle wieder zum christlichen Gottesdienste ein. Drei Jahre ver-
weilten die frommen Glaubcnsboten in dieser Gegend; allein die
Hartnäckigkeit der verblendeten Heiden vertrieb sie endlich wieder.
Der heilige Gallus mußte, von einer Krankheit ergriffen, zurück-
bleiben. Nach seiner Genesung zog er sich in das Gebirge zurück,
baute dort eine Zelle, lehrte von da aus das Volk und legte den