1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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erhoben hatte. Von diesen fränkischen Hausmeiern sind besonders
Karl Martell und sein Sohn Pipin der Kleine berühmt ge-
worden und Beide waren zugleich auch mächtige Stützen der christ-
lichen Kirche.
Das fränkische Volk, seines untüchtigen Herrschers überdrüssig,
ries Pipin als König aus und Childerich wurde in ein Kloster
geschickt. Der neue König herrschte mit Ruhm und Glück, war ver-
ehrt von seinen Nachbarn und genoß die Liebe seiner Unterthanen
in vollem Maaße.
Zur Zeit seiner Regierung sielen die damals mächtigen Longo-
barden erobernd in das römische Gebiet ein. Der Papst verlangte
Hilft von dem Kaiser von Constantinopel, allein vergebens; da
wandte er sich an Pipin, der sogleich von dem Longobardenkönige
Aistulph alles Eroberte zurückfordern ließ, und als dieser trotzig
widersprach, sogleich gegen ihn zu Feld zog. Die Longobarden
wurden besiegt, und Pipin schenkte alles Land, das er ihnen abge-
nommen, dem römischen Stuhl. Als aber der oströmische Kaiser
dagegen Einsprache erhob, weil dieses Land hdas Eparchat) zuvor
ihm gehört hatte, das er aber aus des Papstes Anrufen nicht selbst
aus den Händen der Longobarden befreien mochte, so erklärte Pipin,
indem er die Schenkungsurkunde und die Schlüssel von 22 eroberten
Städten aus den Altar des heiligen Petrus niederlegte: „Nicht für
den Kaiser von Constantinopel habe ich diesen Feldzug. unternom-
men, sondern zu Ehren des heiligen Petrus und zur Sühnung meiner
Sünden."
So entstand der Kirchenstaat, indem dieser Schenkung später
noch mehrere beigefügt wurden und auch die Römer sich aus freiem
Willen unter die Hoheit des Papstes stellten.
34. Pipin der Kleine.
„Der Stärkste soll König der Starken seyn,
„Der Grösste Herrscher der Grossen!
„Nicht ziemt's, dass Jenem, so schwach und klein,
„Die mächtigen Recken Gehorsam weih’n;
„Zu Childerich sei er verstossen !“
So murmelt's frecher und frecher im Heer,
So höhnen die stolzen Vasallen.
„0 seht auf die Franken, ihr Völker, her,
„Der Kleine, der Kurze, ihr Fürst ist er,
„Wohl wird es euch herrlich gefallen!
„Seht, wenn er reitet auf mächtigem Gaul,
„Ein Aefflein auf hohem Kameele,
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