1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Bewegung der Kometen ist gewöhnlich um so schneller, je
näher sie der Sonne kommen. Der Komet, welcher 1811 den nächt-
lichen Himmel schmückte, durchlief in der Sonnennähe täglich eine
halbe Million Meilen, und dennoch behauptete ein Astronom, daß
er 510 Jahre zu seinem Umlauf nöthig habe, denn er soll derselbe
Komet seyn, der im Jahre 1301 beobachtet und beschrieben wurde.
Derselbe Sternseher hat auch berechnet, daß dieser Komet 25,000
Mal größer als die Erde und beinahe anderthalb millionenmal
größer sei, als der Mond. Sein Anblick war eben so prachtvoll,
als der des Kometen vom Jahre 1858, welches sich, wie das Jahr
1811, durch einen ungemein fruchtbaren Herbst und einen so herr-
lichen Nachsommer auszeichnete, daß im Oktober sogar die Frühlings-
blumen wieder hervor kamen, die Bäume wieder zu blühen anfiengen
und sich fremde Vögel aus allen Ländern sehen ließen, was wir
jedoch nicht gerade dem Kometen zuschreiben wollen.
7. Der Mond.
Der Mond, mit bewaffneten Augen betrachtet, stellt eine große,
helle, von der Sonne beleuchtete Scheibe dar, die einer geschmolzenen
und wieder hart gewordenen Schlacke mit vielen kleinen Löchern und
Anhöhen und ungleich helleren Stellen nicht unähnlich sieht. Große,
zusammenhängende, dunkle Gegenden, die ohne Zweifel tiefer liegen,
oder von einer Art sind, daß sie nicht viel Licht zurückwerfen können,
bedecken wohl den dritten Theil des Mondes. Ans diesen dunklern
Ebenen erheben sich Bergspitzen einzeln am Sonnenglanz, oder es
ziehen in meistens geraden Linien, nach verschiedenen Richtungen hin,
einzelne Gebirgsreihen, wie lichte Streifen, oder beträchtliche Land-
strecken treten in grauem Schatten, wie überschwemmte Inseln, her-
vor. Der größere Theil der uns zugewendeten Mondseite ist er-
habener, Heller und voll rundlicher Löcher, aus deren Finsterniß ge-
wöhnlich, wie ein Heller Punkt in der Mitte einer schwarzen Scheibe,
eine Bergspitze glänzend hervorragt, und fast alle jene Löcher haben
einen erhabenen, hellschimmernden Rand oder Kreis um sich. Diese
Kreise oder Einfassungen werfen, je nachdem die Sonne steht, Seiten-
schatten, aus denen ihre Höhe ermessen werden kann, und so erkennt
man sie als hohe Gebirge, welche ringförmig eine ungeheure Ver-
tiefung umkränzen. Jene kleinen Löcher werden, je nachdem die Sonne
steigt, bis in ihre untersten Tiefen erhellt; es sind ungeheure Ab-
gründe ^— viele Meilen weite Thäler, die sich oft über. 10,000 Fuß
tief einsenken und von sehr steilen Wänden eines Ringgebirges um-
schlossen sind, aus deren Mitte wieder ein einzelner sehr hoher Berg
hervor steigt. _ Manche Berge und Bergwände scheinen aus den
härtesten Massen zu bestehen, und es zeigen sich felsenähnliche Wände,