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1. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 272

1861 - Stuttgart : Hallberger
272 schon durch die Säulenreihe, durch die man in die mit reichen Ver- zierungen geschmückten Thore tritt. Vier und sechzig graue, spiegel- glatte Marmorsäulen theilen das Innere in ein Haupt- und je zwei Nebenschiffe. Die Länge der Kirche beträgt 262, die Breite 124, die Hohe 78 Fuß. Die Nische des Hochaltars, die Seitenaltäre, sowie die ganze Länge der säulengetragenen Wände des Hauptschiffes sind mit Freskogemälden geschmückt und stellen Begebenheiten aus dem Leben des hl. Bonifazius und der Verbreitung des Christen- thums in Deutschland dar. Ueber diesen Hauptbildern befinden sich Szenen aus dem Leben und Wirken anderer Heiligen und Märtyrer auf Goldgrund gemalt. Die Decke über den luftigen Balken des Dachstuhles, der von innen vollkommen sichtbar ist, hat einen azur- blauen Grund, der mit goldenen Sternen übersäet ist. Durch die Erbauung dieser Kirche wurde nicht nur ein unvergleichliches Kunst- werk geschaffen, sondern auch zu gleicher Zeit dem religiösen Be- dürfnisse eines stets im Wachsen begriffenen Stadttheiles glänzend genügt. Die Ludwigskirche ist im mittelalterlich-italienischen Style erbaut. Zwei in Pyramiden zulaufende, 229 Fuß hohe Thürme schmücken dieselbe von Außen. Ueber eine breite Treppe gelangt man in eine Vorhalle und von dieser durch 3 Thüren in das In- nere. Der Hauptschmuck dieses Tempels find die Altar- und Decken- gemälde. Ueber dem Hauptaltar zeigt sich dem Eintretenden in einem 63 Fuß hohen und 39 Fuß breiten Bilde die schreckhaft ergreifende Darstellung des „jüngsten Gerichtes". Der Ernst und die fürchterliche Majestät des Augenblicks, der über Lebende und Todte gleiches Entsetzen verbreiten wird, ist die Grundlage dieses unschätz- baren Kunstwerkes. Die Empfindungen der Gerechtigkeit, der Strenge und Milde der Heiligen, die Seligkeit der Be- gnadigten, die Verzweiflung der Verdammten sind in er- schütternden Zügen dargestellt. Ueber diesem Bilde zeigt sich als Deckengemälde die Schöpfung; über den beiden Seitenaltären er- blickt man die Geburt und Kreuzigung Christi, und im Querschiffe die Gemeinde der Heiligen. Nicht so großartig, aber desto glänzender ausgestattet ist die Allerheiligen-Kapelle. Den ganzen obern innern Raum bedecken Wandgemälde auf Goldgrund. Sie umfassen die wichtigsten Be- gebenheiten des alten und neuen Testamentes und die Grnndzüge der christkatholischen Religion. Rings um das Innere laufen Gal- lerten für den königlichen Hof, die auf reichverzierten Säulen von polirtem Marmor ruhen. Einen besonders großen und ergreifen- den Eindruck bewirken diese Räume bei Beleuchtung, die in den goldübergoffenen Bögen und Wölbungen des Plafonds sich blendend wiederspiegelt. /
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