1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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leben in Höhlen und auf Bäumen, wie Thiere, in Heerden beisam-
men und essen Menschenfleisch.
Die wichtigsten Inseln Australiens sind:
1) Die Insel Neuholland, welche Deutschland zehn Mal an
Größe übertrifft. Zu merken ist im Norden der große Carpen-
tart ab ns en und in Südost Botanybay, an welcher englische
Colonien liegen, die jetzt in blühendem Zustande sind. Aus Neu-
holland kommt die feinste Wolle, und man findet in den Bergen
viel Gold und andere Metalle. Die Hauptstadt Sidney hat eine
sehr schöne Lage, ist der Sitz des englischen Statthalters und hat
mehrere Bildungsanstalten und eine Sternwarte.
2) Neuguinea, das Vaterland der Paradiesvögel, ist sehr
stark bevölkert und zählt schon viele Christen.
3) Neuseeland hat schöne Alpenländer und ist, sowie Vandie-
mensland, von schöngestalteten und lernbegierigen Malaien bewohnt.
Außer diesen liegen noch viele Inselgruppen im großen
Ocean oder im stillen Meere zerstreut, wie z. B. die
Carolinen, die Ladronen oder Diebsinseln, die Gesellschafts-
und Freundschaftsinseln, der Fidschi-Archipel und die Sand-
wichsinseln, zu welchen auch die Insel Owaihi gehört, auf wel-
cher der Seefahrer Cook bei seiner dritten Reise um die Welt im
Jahr 1779 von den Eingeborenen erschlagen wurde. Auf vielen
dieser Inseln hat das Christenthum den heidnischen Götzendienst und
die gräßlichen Menschenopfer verdrängt, und wo einst, von Wahn
und Irrthum verblendet, Menschen einem Götzen zu Ehren ihre
Brüder schlachteten, leüchtet jetzt durch die Bemühung und Auf-
opferung gottbegeisterter Missionäre das Licht der reinen Christus-
lehre, das sich von Tag zu Tag weiter verbreitet.
Menschenopfer.
Noch vor wenigen Jahrzehnten war die gräßliche Sitte, Mensch en-
fleisch zu verzehren, wohi nirgends allgemeiner als in Australien, besonders
auf Neuseeland, Neukaledonien, auf den Salomonsinseln,
den neuen Hebriden und auf dem Fidschi-Archipel. Die Einwohner
von Nukahiva z. B. verzehrten nicht nur ihre Gefangenen, sondern — wo-
durch sie sich von beinahe allen bekannten Menschenfressern unterscheiden —
sie verzehrten zur Zeit einer Hungersnoth sogar ihre betagten Eltern, ihre
Kinder und ihre eigenen Weiber.
Auch Menschenopfer fanden ehedem häufig Statt und sind auch
jetzd nur von denjenigen Inseln verschwunden, auf welchen die Missionen Ein-
gang gefunden haben. Fiel der Anführer einer Parthei im Kampfe, so wurde
von den Gegnern die Auslieferung seines Leichnams verlangt, und hatte die
Parthei des getödteten Oberhauptes den Muth verloren, so wurde derselbe als-
bald den Feinden übergeben. War der Anführer verheirathet, so mußte auch
feine Frau ausgeliefert werden, und diese wurde mit dem Leichnam ihres
Mannes hinweggeführt und gelobtet. Die Leichname wurden sodann zubereitet,