1861 -
Stuttgart
: Hallberger
- Autor: Reiser, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch, Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Geschichte des Königreichs Preussen.
. Das Stammland der preussischen Monarchie ist die Mark Bran-
denburg, welche vor der Völkerwanderung von den Longobar-
de n und Semnonen bewohnt wurde. Als diese ihre bisherige
Heimat verliessen und nach Süden zogen, nahmen die Wenden und
W i 1 z e n dieselbe in Besitz. Diese slavischen Volksstämme kamen
bald mit den umherwohnenden Sachsen in Streit; als aber diese
von Karl dem Grossen überwunden wurden, zwang er auch die Wen-
den zu einem Vergleich, in welchem sie das Christenthum anzuneh-
men und Tribut zu zahlen versprachen. Sie hielten jedoch ihr Ver-
sprechen nicht, und machten wieder Einfälle in das Sachsenland. Um
sie zur Ruhe zu bringen rückte später Kaiser Heinrich Ii. in ihr Land
ein und kam nach einem langen und beschwerlichen Zuge vor die
Stadt Brennabor, welche jetzt Brandenburg heisst; aber die H a-
v e 1 war hoch angeschwollen und die Umgegend so mit Sümpfen und
Morästen bedeckt, dass der Kaiser mit seinem Heere der Stadt nicht
nahen konnte. Plötzlich aber kam der Winter und belegte Fluss und
Sümpfe mit festem Eise, worauf die Wenden sich ergaben und ihr •
Versprechen, das sie Karl dem Grossen gegeben, erneuerten. Um aber
sicher zu seyn, dass dieses Versprechen gehalten werde, bestimmte
der Kaiser einen Landstrich zwischen der Havel und Elbe
zu einer Grenz- oder Markgrafschaft und setzte den Grafen Siegfried
von Merseburg als Markgrafen darüber, damit er die Wenden im
Zaume halten sollte. Dieser Landstrich, die Nordmark, Nord-
sachsen oder die wendische Mark ist das Stammland
der preussischen Monarchie.
Im 12. Jahrhundert setzte Kaiser Lothar Albrecht den B ä-
ren als Markgrafen ein. Dieser erbte von einem wendischen Könige
auch die M i 11 e 1 m a r k und nannte sich nachher Markgraf von
Brandenburg. Er gründete nebst andern Städten auch Berlin,
und seine Nachkommen regierten das Land bis zum Jahr 1320, wo
sie ausstarben. Nun kam Brandenburg an Fürsten aus dem baye-
rischen Hause, indem der damalige Kaiser Ludwig, der Bayer,
seinen 12jährigen Sohn Ludwig damit belehnte. Das Land kam in
eine bedrängte Lage, indem die bayerischen Fürsten in ihrer Geld-
noth viele Städte verpfändeten, sich um die Regierung nichts küm-
merten und meistens auswärts wohnten. Die Adeligen zogen unter
der Anführung des Herzogs Otto von Braunschweig im Lande umher
und raubten und plünderten nach Gefallen. Endlich zwang Kaiser
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