1865 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Volksschule
- Regionen (OPAC): Bayern
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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in das Thal. Führt sie zu einem frischen Labtrunk am Wiesenborn,
giebt ihnen aufzutischen gar manches Gerstenkorn. Und daß auch nicht
der Braten abgehe bei dem Schmaus, so ist er gleich berathen und
geht aufs Jagen aus. Ein Käfer kommt gewackelt, schön dunkelgrün
und roth, da wird nicht laug gefackelt; Herr Hahn, der schießt ihn
todt. Und schlachtet mit dem Schnabel den Käfer, wie ein Kalb, und
theilt ihn ohne Gabel in Stücke halb und halb. Dann ruft er alle
Hennen mit „gluck, gluck, gluck!" zu Haus', die wackeln und die ren-
nen daher im schnellsten Lauf. Und nach dem Braten recken sie den
gestreckten Hals und lecken ihn und schmecken ihn ohne Salz und
Schmalz. Und wenn das Schnabuliren hierauf ein Ende hat, dann
führt er sie mit ihren Küchlein zur Ruhestatt. Er aber vor dem
Stalle singt noch ein „Kikriki" und rastet nicht, bis Alle auch einge-
schlafen hie. Dann legt er auf die Seiten den zunderrotheu Kamm,
daß morgen er bei Zeiten den Bauer wecken kaun.
10. Das Kanarienvögelchen.
Ein kleines Mädchen, Namens Karoline, hatte ein allerliebstes
Kanarienvögelchen. Das Thierchen sang vom frühen Morgen bis zum
Abend und war sehr schön, goldgelb mit einem schwarzen Häubchen.
Karoline gab ihm zu essen, Samen und kühlendes Kraut, zuweilen
auch ein Stückchen Zucker und täglich frisches Wasser. Aber plötzlich
begann das Vögelchen zu trauern, und eines Morgens, als Karo-
line ihm Wasser geben wollte, lag es todt im Käsich.
Da erhob die Kleine ein lautes Wehklagen um das geliebte
Thier und weinte sehr. Die Mutter aber ging hin und kaufte ein
anderes, was noch schöner an Farbe war, und eben so lieblich sang,
wie jenes, und that es in den Käfich. Aber das Mädchen weinte
noch lauter, als es das neue Vögelchen sah. Da wunderte sich die
Mutter sehrund sprach: „Mein liebes Kind, warum weinst du noch?
Deine Thränen werden das gestorbene Vögelchen nicht wieder ins
Leben rufen, und hier hast du ja ein anderes, das nicht schlechter ist
als jenes!"
Da sprach das Kind: „Ach liebe Mutter, ich habe unrecht gegen
das arme Thierchen gehandelt und nicht alles an ihm gethan/wes
ich sollte und konnte." — „Liebe Karoline," antwortete die Mutter,
„du hast es ja liebevoll gepflegt!" — „Ach nein, erwiderte das
Kind, „ich habe noch kurz vor seinem Tode ein Stückchen Zucker, das
du mir für das Vögelchen gabst, ihm nicht gebracht, sondern selbst
gegessen." So sprach das Mädchen mit betrübtem Herzen.
Die Mutter aber lächelte nicht über die Klagen des Mädchens,
sondern sagte: „Ach, wie mag erst dem undankbaren Kinde zu Muthe
sein am Grabe seiner Eltern!"
11. Der todte Kanarienvogel.
Vögelein, ach da liegst du todt; suchst dir nie wieder ein Krüm-
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