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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 197

1865 - Essen : Bädeker
197 sprechen als einer." — „Das ist wahr, Herr Nachbar," sagte der Siebenschläfer, „ich war auch lieber im Veite als in der Schule. Aber heutiges Tages läßt man den Kindern gar keine Ruhe mehr, und straft sogar die Eltern, wenn die Kinder die Schule versäumen. Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll." Als die zwei so sprachen, da klopfte der Gcrichtsdiener an das Haus des Tagediebs und rief: „Mache auf, hier ist ein Befehl." Der Tagedieb erschrak, denn in dem Befehl stand: wenn er seine Schulden nicht in Zeit von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus und Hof verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nachbar- Siebenschläfer, mit welchem er eben erst jene Unterredung geführt hatte. „Nachbar," rief er, „um Gottcswillcn helft mir! ich muß ja sonst von Haus und Hof." Der Siebenschläfer gähnte noch einmal und erwiederte dann: „Ja, helfen? Das wollte ich wohl gerne, aber ich kann nicht. Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte ein paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn cs nicht so weit wäre, ich ginge selbst nach Amerika." Als der Tagedieb von Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch gehen, und er redete dem Nachbar zu, sic wollten zusammen auswandern. Denn er meinte, dort brauche man nichts zu arbeiten und habe doch satt zu essen. Und weil der Siebenschläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht frühe aufzustehen und werde doch fertig, so war er es endlich zufrieden, Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Siebenschläfer, nach Amerika. Als sie aber dorthin kamen, wurde ihnen gesagt: Hier können wir keinen Tagedieb und keinen Siebenschläfer brauchen; zieht weiter! Aber sie konnten nicht weiter ziehen, denn sie hatten kein Geld dazu. Da sah cs übel aus. Zuletzt erbarmte sich ihrer ein Mann, und nahm sie als Tagelöhner an. Allein der Tagedieb durfte kein Morgenpfeifchen mehr rauchen, und der Siebenschläfer nicht mehr den Kopf mit der Nachtmütze aus dem Fenster strecken. Und sie wären nun froh gewesen, wenn sie in der Schule etwas mehr- gelernt hätten. Denn dann hatte ihr Vrodherr sie noch zu etwas andern: brauchen können, als bloß seinen Mist aufzuladen und seine Säue zu hüten. Arbeitsamkeit bringt Ehr' und Brod, Müßiggang nur Schand' und Noth. H, Khc Stufenleiter. Eine Fliege sass behaglich auf einem Baume im Sonnenschein und dachte an nichts Arges; da kommt ein Spatz herbeigehüpft, und fasst sie an den Beinen, und ist eben im Begriffe, sie ganz zu verschlucken. In ihrer Noth schreit die arme Fliege: „Ach, lieber Herr Sperling, lass mich doch leben! ich habe ja nichts Übles begangen.“ Der Spatz aber lässt sich nicht rühren, sondern verschlingt sie mit den Worten: „Das ist nicht anders, du bist mein, denn ich bin gross und du biet klein.“
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