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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 206

1865 - Essen : Bädeker
206 Da antwortete der König und sprach: „Nun wohl! aber was soll diese«, und wo ist solches geschehen? Da sprach der fromme Bischof: „Siihe I du kannst mich auch entkleiden von diesem irdischen Gewände. Aber ich habe einen Herrn, der wird mich neu bekleiden. Sollte ich denn des Kleides achten und die Treue dafür hingeben?“ Da sprach der heidnische König: „Gehe; ich sehen e dir dein Lebeni“ 81 Der Knabe am Grabe des Vaters. Ein armer Knabe stand einst bet einem neuen Grabcshügcl und weinte bitterlich. Unter diesem Hügel lag sein guter lieber Vater. Vor einigen Tagen hatte man seine Leiche hierher getragen und in die kalte Erde gesenkt. Der Knabe war nun ganz verwaist; denn vor mehreren Jahren schon hatte er seine Mutter verloren, und jetzt war ihm auch der Vater entrissen. „Ach," seufzte der Kleine, „jetzt habe ich auch keinen Vater mehrl Die Hand, die für mich arbeitete, ist kalt und verwes't im Grabe. Nie mehr sehe ich des guten Vaters freundliches Lächeln, womit er mich erfreute, wenn ich brav war; der Mund, von dem ich so schöne Lehren horte, ist auf immer verstummt. Niemand liebt mich mehr so sehr, wie er, der gute, liebe Vater, mich geliebt hat. Ach, wie hart, wie gar hart ist cs, keinen Vater mehr zu habeni" So jammerte der Waisenknabe, und Thräne auf Thräne netzte des Vaters Grab. Da sah er mit seinen rothgewcinten Augen auf das Grabkreuz hin, und hier stand ein Engel gemalt. Mit der einen Hand zeigte der Engel gegen Himmel empor, und in der anderen hielt er eine Schrift mit den Worten: „Vater unser, der du bist in dem Himmel!" Diese Worte erheiterten das Gemüth des armen Waisen, und nachdem er seine Thränen getrocknet, faltete er getrost die Hände und betete: „Ach, guter Gott im Himmel! dich hätte ich bald vergessen; du bist mir doch noch als Vater geblieben, dich verlor ich nicht. Du nahmst meinen Vater zu dir und willst nun für ihn mein Vater sein. Du liebst die Menschenkinder noch weit mehr, als ein irdischer Vater seine Kinder lieben kann. Du hast uns ja deinen eigenen Sohn zum Bruder gegeben und durch ihn uns zu deinen Kindern wieder angenommen. Darum, Vater im Himmel! verlasse mich, dein armes Kind, nicht; sei und bleibe du von nun an mein Vater!" So betete der Waisenknabe und ward getröstet, und der himmlische Vater sorgte für ihn, daß aus ihm zwar kein reicher, aber ein frommer, genügsamer und dann glücklicher Mensch wurde. Noch in seinem hohen Alter erinnerte er sich gern, wie ihm einst die Anrede des „Vater unser" auf dem Grabkreuzc seines Vaters getröstet habe, und er dankte Gott von Herzen dafür. 32. Das Grab. Die schwarzen Männer tragen ein Särglein aus dem Haus, drin liegt ein todtes Kindlein, das tragen sie hinaus. Sie senken's in die Erde zur kühlen, dunklen Ruh', — die Schollen fallen drüber und decken warm es zu. Es schläft im engen Bettchen, mit Erde zugedeckt, bis Jesus Christus wieder aus seinem Schlaf es weckt. Wie stille muß sich's schlummern dort in des Grabes Schooß wohl unter rothen Nöslein und unter grünem Moos I Auch ich werd' einst getragen hinaus zur stillen Ruh; die schwarzen Männer decken mich dann mit Erde zu. Doch bald erscheint ein Morgen, ein Morgen hell und klar, da Jesus kommt als Richter mit seiner Engel Schaar. Dann ruft er in mein Gräblein: „Steh auf, steh auf, mein Kind!" Und aus dem tiefen Schlafe erwach' ich dann geschwind. Dann ist die Nacht verschwunden, ein scl'gcr Morgen lacht, voll Jubel und voll Wonne, voll Glanz und Himmelspracht. Zum Himmel darf ich eilen, bei Jesu darf ich sein, und singen süße Lieder mit Gottes Engelein.
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