1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Sie sind höchst mannigfaltig, haben meistentheils einen blätterigen Stiel,
tragen gewöhnlich ihren Samen in verschlossenen Kapseln, in welchen sich
eine grünliche Materie nach und nach in gelben Staub verwandelt. Sie
scheinen von Gott dazu geschaffen zu sein, dürre unfruchtbare Gegenden
fruchtbar zu machen, indem durch ihre Verwesung Erdlager entstehen, die
wieder für größere Gewächse geeignet sind. Ihnen ähnlich sind:
b) die Aftermoose oder Fasergewächse, deren Bau höchst
einfach ist, indem die Wurzeln, der Stamm und die Blätter nur Einen
Körper ausmachen. Sie bestehen entweder aus Fäden oder aus einem
häutigen oder blätterigen oder gallertartigen Wesen. Zu gewissen Zeiten
Zeigen sich an ihnen Blasen, Knöpschen, Schilder, oder becherartige Vertie-
fungen, wodurch höchst wahrscheinlich ihre Fortpflanzung bewirkt wird. In
kalten Ländern sind sie am häufigsten. Wenn sie auch nicht selten den Bäu-
men schaden, indem sie diese oft fest umschlingen und sogar ersticken: so die-
nen sie doch auch wieder, wie die Moose, zur Befruchtung der Erde. Einige
von ihnen, besonders diejenigen, welche man Flechten nennt, sind auch für
Menschen und Thiere sehr nützlich, indem sie nicht nur als Nahrungsmittel,
sondern auch als Medicin benutzt werden. Dahin gehören z. B. die is län-
dische und die Rennthierflechte; die Steinflechte, und beson-
ders die Orseille (Orsällje), aus welcher eine sehr schöne rothe und blaue
Farbe gewonnen wird. Das isländische Moos ist unter allen Ge-
wächsen der Erde eines der nützlichsten. Es wächst in den ärmsten nörd-
lichen Ländern, wie Island, Lappland u. s. w. sehr häufig, und auch hin
und wieder in unsern deutschen Gebirgswaldungen und auf dürren Haide-
plätzen. Die Blätterlappen, die ziemlich gerade in die Höhe stehen, sind
steif, doch biegsam, nach unten breiter, nach oben in schmale Ästchen zer-
theilt, die sich in noch kleineren, mit zwei Spitzen enden. Die innere Fläche
ist hohl, grün und zugleich in's Röthliche fallend, glatt; außen find sie
weißlich oder grünlich gelb. Am bittern Geschmacke, der sehr stark ist, er-
kennt man das isländische Moos am besten. Bei Auszehrungen und Brust-
krankheiten ist es ein vorzügliches Mittel, das oft noch Rettung verschafft.
In Krain (in Oesterreich) mästet man Schweine damit. Magere Pferde
und Ochsen, sowie manche kranke Schafe werden, wenn man sie isländisches
Moos fressen läßt, ganz feist davon. Die Isländer schätzen es fast so hoch
wie Mehl, indem sie Brod aus ihm backen, oder es mit Milch gekocht ge-
nießen. Jenes arme Volk könnte in seinem so wenig hervorbringenden
Lande kaum leben ohne das isländische Moos, das dort alle nackten Felsen
überzieht, wo sonst kein anderes Kraut wachsen könnte. Es wird mit Recht
von dem dortigen Landmanne höher geachtet, als alle Bäume und Kräuter
seines Landes, indem es auch die vorzüglichste Nahrung der Rennthiere ist.
— Von weniger Nutzbarkeit sind
c) die Farrenkräuter, die keinen eigentlichen Stamm oder
Stengel haben, sondern ihren großen Blattstiel mit vielen regelmäßig an
diesem sitzenden schön gezackten Blättchen unmittelbar aus der oft sehr dicken