1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
[153]
289
Becken zurück. In der Nähe des Geysers sind noch zwei andere
nicht minder merkwürdig sprudelnde Quellen, welche dem Erd-
beben von 1784 ihre Entstehung verdanken und der neue Geyser
genannt werden, davon die eine kein Becken, sondern nur eine
etwas über die Erde hervorragende Röhre hat, deren Tiefe 22 Ellen
und Durchmesser 4 Ellen beträgt. Sie sprudelt zu keinen be-
stimmten Zeiten, doch geschieht es gewöhnlich jeden zweiten und
dritten Tag, wo sie ihr Wasser dann meistens um ein Drittel
höher wirft, als der alte Geyser. So lange sie nicht sprudelt,
stösst sie Dampf aus; ehe man es aber erwartet, kommt sie plötz-
lich unter einem schrecklichen Getöse, das einer heftigen Kano-
nade nicht unähnlich ist, zum Ausbruch, und wirft das Wasser
mit einer erstaunlichen Kraft empor, so dass die Erde bebt und
alles in Rauch und Dampf eingehüllt wird. Die über der Wasser-
säule sich zeigende Rauchsäule scheint bis zu den Wolken zu stei-
gen und bleibt eben so lange wie die Wassersäule stehen, welche
letztere eine Höhe von 150 Fuss erreicht und häufig einzelne
kleine Wasserstrahlen schräg auswirft. Die andere Quelle hat ein
länglich rundes Becken und eine Röhre von der Gestalt eines
Schneckenganges, und wirft seltener als der alte Geyser Wasser,
aber höher aus und bisweilen ununterbrochen in mehren Stunden.
Man sah sie schon eine unten 47 F. dicke Wassersäule bis zu
einer Höhe von 150 F. werfen und die eingeworfenen Steine hoch
über die Wassersäule emporschleudern. Cannabich.
Ausbruch des Vesuvs 1794.
Schon am 12. Juni fühlte man Erdstösse in Neapel; stärkere^
erfolgten den 15. Juni Abends um 10 Uhr. Das Eisen an den
Bettgestellen klirrte, die Gitterläden der Fenster sprangen auf,
und es ertönte ein fürchterliches unterirdisches Brüllen, wie aus
einer tiefen Höhle kommend. In der heftig bewegten Luft war
ein flüchtiger Schwefelgeruch verbreitet; Blitze folgten schnell auf
einander, und für dieses Mal schien es, als wenn der Vesuv etwas
Anderes zeigen würde, als blosen Rauch. Bald erfolgte ein hef-
tiger Ausbruch unter fürchterlichem Krachen. In dem nämlichen
Augenblicke stürzte sich eine Menge Volkes auf die Strassen mit
dem Geschrei, dass der Vesuv ganz im Feuer stehe, und dass
das Meer zu steigen anfange. Die öffentlichen Plätze, auf denen
sich viele Menschen versammelten, waren von dem Feuer, welches
den Himmel und den Berg bedeckte, hell erleuchtet. Gegen 11
Uhr Nachts eröffneten sich verschiedene breite Vulcane fast in
gleicher Entfernung von dem Fusse und dem Gipfel des Berges.
Aus ihren Schlünden ergossen sich Ströme von der flüssigen Ma-
terie, welche schon lange in seinem Eingeweide kochte. Das glü-
Iii. 19