1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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der Menschen sind: so gibt es doch auch mannigfache Merkmale, durch
welche sich dieselben von einander unterscheiden. Zuvörderst gilt dies
von der Farbe der Haut und der eigenthümlichen Bildung des
Körpers, namentlich des Kopfes. Die Europäer — ausgenommen die
der nördlichsten Gegenden — die Bewohner des südwestlichen Asiens und
des nördlichen Afrikas zeichnen sich durch die weiße Farbe der Haut, die
Röthe der Wangen und die erhabene Stirn aus ( — die kaukasische Rasse).
Die nördlichsten Völker in Europa und Amerika, die Völker des mittleren
und östlichen Asiens haben eine gelbe Hautfarbe, dünnes Haar, em plat-
tes Gesicht, enggeschlitzte Augen und hervorstehende Backenknochen (== die
mongolische Rasse). Die Bewohner des mittleren und südlichen Afrikas
unterscheiden sich durch die schwarze Hautfarbe, das schwarze, wollige
Haar und die aufgeworfenen Lippen und werden gewöhnlich Reger ge-
kannt (— die äthiopische Rasse). Die meisten eingebornen Bewohner Ame-
rikas haben eine kupferrothe Farbe, schlichtes Haar und breites Gesicht
mit scharf hervorstehenden Zügen (— die amerikanische Rasse. Den Be-
wohnern Australiens und vieler südöstlichen Inseln Asiens sind braune
Hautfarbe, schwarzlockiges Haar und breite Gesichtszüge eigen ( — die
malayische Rasse). Freilich lassen sich diese Abtheilungen wegen der vielen
und oft unbemerklichen Übergänge von einer zur andern nicht immer ge-
nau unterscheiden. Ein anderer großer Unterschied unter den Menschen
findet Statt in Bezug auf ihre Lebensweise und die aus derselben er-
kennbaren Stufen ihrer Bildung. Im nördlichen Europa und in vielen
Ländern der übrigen Erdtheile leben viele Völker nur von Jagd und Fi-
scherei und halten sich in kunstlos aufgerichteten Hütten oder in Höhlen
auf, ohne feste Wohnplätze zu haben. Man nennt sie wilde Völker, weil
es ihnen an engeren Verbindungen durch Gesetze und an den übrigen Ein-
richtungen des gesellschaftlichen Lebens fehlt. Auf einer etwas' höheren
Stufe stehen die Hirtenvölker oder Nomaden, welche mit ihren
Heerden von einem Wohnplätze zum andern ziehen, in beweglichen Zelten
wohnen und unter der Leitung von Stammeshüuptern stehen. Bei ihnen
werden schon die nöthigsten Handwerke betrieben. Aber die Grundlage
zu einem gesitteten Leben bietet der.ackerbau dar, indem er den Menschen
nöthigt, sich mit Anderen zu größern Gesellschaften zu vereinigen und
gleiche Rechte und Pflichten zu achten. Daher spricht man von gesitte-
ten (civilisirten) Völkern. Dieselben finden einen gewissen und regel-
mäßigen Unterhalt in der Gewinnung und Verarbeitung der Naturerzeug-
nisse, sowie in der Betreibung derselben durch den Handel; sie haben in
Dörfern und Städten feste Wohnsitze, beschäftigen sich mit Wissenschaften
und Künsten und sind durch gewisse Gesetze vereinigt. Nur bei diesen Völ-
kern kann von Staaten die Rede sein. Denn nur sie bewohnen be-
stimmte Gebiete, deren Grenzen durch gegenseitige Verträge festgestellt
sind; nur bei ihnen gibt es allgemein anerkannte Gesetze und Einrichtun-
gen, durch welche das Leben, das Eigenthum und die Ehre jedes Einzelnen