1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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gefürchteten Helden. Unter trüben Ahnungen und ernsten Ermah-
nungen an seine beiden Söhne, Friedrich und Wilhelm, legte er im
Januar 1428 sein Haupt zum Todesschlummer nieder.
Nach Mohr.
19. vor Bruderkrieg (1446—1450).
„Wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei
einander wohnen!' Noch auf seinem Sterbebette hatte der Kurfürst
Friedrich I. der Streitbare seine Söhne zu brüderlicher Eintracht
und zur Milde gegen die Unterthanen ermahnt. Leider wurde diese
Ermahnung nicht befolgt! Schon hinsichtlich ihrer Gemüthsart waren
die beiden fürstlichen Brüder einander ganz entgegengesetzt. Kur-
fürst Friedrich Ii., der Sanftmüthige genannt, liebte die
Ruhe und den Frieden; Wilhelm, rasch und hitzig von Natur,
fand Wohlgefallen am Kriege. Sagte man von ihm doch: „Wenn
Wilhelm die Sporen anschnallt und über den Schlosshof von Weimar
geht: so klirrt ganz Thüringen davon“. Nun standen aber beiden
Fürsten eigennützige und herrschsüchtige Räthe zur Seite; dem
Herzog Wilhelm vorzüglich der streitsüchtige Apel von Vitzthum.
Anfangs regierten die Brüder ihre Länder gemeinschaftlich; dann
theilten sie sich in dieselben, so dass der Kurfürst Friedrich Meissen,
der Herzog Wilhelm Thüringen erhielt; das zwischen Mulde und
Saale gelegene Osterland wurde unter beide vertheilt. Keiner aber
war mit dem, was ihm zugefallen, zufrieden. Die Vermittlungsver-
suche benachbarter Fürsten waren ohne Erfolg, weil vorzüglich
Apel von Vitzthum den Herzog immer heftiger wider seinen Bruder
aufreizte, ja seinen Herrn sogar dahin zu bringen suchte, dass er
für den Fall seines kinderlosen Todes Thüringen an den König
von Böhmen vererbte. Es kam zum Kriege zwischen den Brüdern
1446—1450. Der Krieg bestand weniger in entscheidenden Schlach-
ten, als in unzähligen kleinen Gefechten, Plünderungen, Mord-
bränden und anderen Gräueln bürgerlicher Kriege. Vielleicht hät-
ten die Fürsten nach zwei Jahren Frieden gemacht; allein daran
war dem habgierigen Vitzthum Nichts gelegen. Auf seinen Be-
trieb liess Wilhelm 9000 Böhmen anwerben, und diese wirthschafte-
ten in Freundes, wie in Feindes Lande, auf gleich schreckliche Weise.
Auch des Kurfürsten Helfershelfer gingen nicht schonender zu
Werke; Hermann von Harras, der Brandmeister genannt, hatte 60
Dörfer auf einmal anzünden lassen. — Der Kurfürst selbst musste
es erfahren, wie wenig der Bruderkrieg im Lande Billigung fand.
Das wichtige Freiberg mit seinen Silberzechen hatten die Brüder,
als sie die Länder theilten, gemeinschaftlich behalten. Als nun der
Krieg ausgebrochen war: so verlangte 1446 Friedrich, dass die
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