1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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und die ihnen deshalb gegebenen Verweise nicht achteten, von der Gemeinschaft
auszuschließen. Man nannte dies: in den Bann thun; derselbe brachte aber,
so lange die christliche Kirche nur geduldet war, keine bürgerlichen Nachtheile.
Die Sorge für Arme und Kranke, welche aus einer gemeinschaftlichen Kasse
gepflegt wurden, sowie mancherlei Handleistungen bei der Gottesverehrung
übertrug man Diakonen, d. h. Dienern. Zur Gottesverehrung versammelte
man sich in Privathäusern, oder wohl gar, wenn Verfolgung drohte, in Wäl-
dern und Höhlen. Anfangs feierte man den jüdischen Sabbath (Sonnabend),
später aber den Sonntag zum Andenken an die Auferstehung des Herrn Jesu
und die Ausgießung des heiligen Geistes. Die gewöhnlichsten _ Handlungen
bei den gottesdienstlichen Versammlungen waren: Gesang, Vorlesen aus den
Büchern des alten und neuen Bundes, Einsammeln der Almosen, Feier des
heiligen Abendmahles (Kommunion) in Verbindung mit Liebesmählern (Aga-
pen), bei denen die armen Mitglieder der Gemeinde von den mitgebrachten
Vorräthen der Reichen ihren Antheil bekamen. Die Aufnahme neuer Chri-
sten, welche freilich anfangs lauter Erwachsene waren, erfolgte nach des Herrn
Jesu Verordnung durch die heilige Taufe. Diese wurde in späterer Zeit auch
an den neugebornen Kindern christlicher Eltern vollzogen.
4. Druck und Verfolgung.
Wie gottesfürchtig aber auch die ersten Christen lebten: so konnten sie
doch dem Hasse und grausamen Verfolgungen nicht entgehen. Zwar verloren
die Juden, von denen Stephanus und die beiden Jakobus der Ältere umge-
bracht worden waren, die Macht zu gewaltsamer Verfolgung; denn ihre Auf-
lehnung gegen die Oberherrschaft der Römer hatte 70 Jahre nach Christi Ge-
burt die Zerstörung Jerusalems und die Auflösung des jüdischen Staates
herbeigeführt. Allein bald sahen sich die Christen auch von den römischen
Kaisern angefeindet. Anfangs verfolgte man sie, weil man sie für schwärme-
rische Juden hielt. Aber bald wurden sie um ihres Glaubens willen verfolgt.
Man beschuldigte sie der Gottesleugnung, weil sie nur vor Gott, nicht vor
Götzen knieen mochten; man nannte sie Verschwörer, weil sie unter dem Drucke
und der Verfolgung ihre gottesdienstlichen Versammlungen geheim halten
mußten; man schalt sie Aufwiegler, weil sie sich weigerten, auf die Altäre
der vergötterten Kaiser Weihrauch zu streuen. Ebenso klagte man sie als
Verführer an, weil sie durch Bekehrung zum Christenthume die Seelen derer
retteten, welche das Heil suchten, das sie im Heideuthume nicht finden konn-
ten. Man warf ihnen Menschenhaß vor, weil sie die Gesellschaft der Heiden
mieden, in denen ihrer nur Hohn und Mißhandlung wartete. Unter den
Kaisern verfolgte zuerst Nero die Christen i. I. 61 n. Chr. Durch ihn sollen
auch Petrus gekreuziget und Paulus in Rom enthauptet worden sein. Nach
ihm wüthete Domitian. Selbst der übrigens lobenswerthe Trajanps gab
strenge Gesetze gegen die Christen; jedoch milderte er dieselben, als sein Freund
Plinius, Statthalter über Kleinasien, in einem Berichte die Verleumdungen
widerlegte, durch welche der Kaiser zu jenen harten Anordnungen veranlaßt
worden war. Schrecklich war die Wuth, mit welcher die heidnischen Macht-
haber gegen die-Bekenner des Christenthums verfuhren. Aber bewunderungs-
würdig war auch die Standhaftigkeit, mit welcher viele der Gläubigen lieber
Freiheit und Gesundheit, Blut und Leben dahingaben, als daß sie sich unge-
rechter Gewalt gebeugt hätten und vom Worte des Herrn gewichen wären.
Polykarpos.
„Was tödtet ihr die Glieder?" rief die Wuth des Heidenpöbels. „Sucht
und würgt das Haupt!" Man sucht den frommen Polykarpos, ihn, Johannes
Büd und Schüler. Sorgsam hatten die Seinen ihn auf's Land geflüchtet.