1865 -
Zwickau
: Zückler
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
447
Tagen und führte theils durch kräftige Predigten, theils durch Sanftmuth und
Behutsamkeit, Alles zur vorigen Ordnung zurück.
Mit tiefer Betrübniß erfüllte unsern Luther das Beginnen der sächsischen
Bauern, welche seine Predigt von der christlichen Freiheit falsch deuteten und
durch Aufruhr gegen die Fürsten und Obrigkeiten sich in's Verderben stürzten.
Der Anfang der Unruhen war im südlichen Deutschland (in Schwaben) und
verbreitete sich dann nach Franken und Thüringen. Thomas Münzer,*)
ein berüchtigter Schwärmer jener Zeit, vermehrte diese Unruhen. Er ver-
warf alle Kirchengebräuche, auch die Ddbrigkeif, und fand viele Anhänger. 1525
überfiel er mit seinem Anhange die Klöster und Reichen und raubte und ver-
wüstete in Städten und Dörfern. Der Kurfürst von »Sachsen und andere
Fürsten zogen gegen ihn. Sie trafen das 8000 Mann starke Heer bei Fran-
kenhausen (im Fürstenthum Schwarzburg-Rudolstadt). Die Verblendeten ver-
schmähten die Güte, da Münzer versicherte: Gott thue ein Wunder, und er,
Münzer, wolle die feindlichen Kugeln alle mit seinem Mantel auffangen. Am
15. Mai 1025 kam es zur Schlacht. Gegen 5000 Bauern verloren das Leben;
Münzer, Pfeifer und 24 andere Rebellen wurden enthauptet, und der Bauern-
krieg war beendigt. Die Bauern klagten nämlich damals besonders über
harte Frohndienste, beständige Abgaben; sie forderten Theil an Jagd, Fischfang
und Benutzung der Gehölze zum Bauen und Brennen; Abstellung alles Jagd-
schadens, gerechte und nicht nach Gunst ertheilte Urtheilssprüche.
Luther schritt auf der betretenen Bahn vorwärts. Wo böser Wille und
eine unlautere Gesinnung sich ihm entgegen stellte, oder wo er die evangelische
Wahrheit in Gefahr sahe, da verließ ihn die Mäßigung. Daher seine harte,
beißende Antwort auf die kleinlich: Schmähschrift des Königs Heinrich Viii.
von England und die Erbitterung in seinen Streitigkeiten mit 1)r. Karlstadt
und dem Gelehrten Erasmus (geb. 1168 zu Rotterdam, gestorben 1536 zu
Basel). Unter diesen Kämpfen und Anfechtungen war sein Entschluß zur
Reife gediehen, auf eine völlige Reformation der Kirche, welche die Nation
laut verlangte, hinzuarbeiten. Zuerst fing er 1523 in Wittenberg an, die
Gottesdienste von leeren Gebräuchen zu reinigen, und gab, da er selbst 1524
die Mönchskutte ablegte, das Zeichen zur Aufhebung der Klöster und zur
bessern _ Verwendung der Kirchengüter. Luther verheirathete sich 1525 mit
Katharina v. Bora**) und sagte sich dadurch von dem römischen Priesterthume
völlig los.***) Zu großer Freude gereichte es ihm gewiß, als nach Friedrich's
des Weisen Tode (den 5. Mai 1525) dessen Bruder und Nachfolger, Johann
der Beständige, entschieden zur Erneuerung der Kirche sich bekannte. Als
am 9. Jan. 1526 die dem Alten noch anhängenden Fürsten auf dem Reichs-
tage zu Augsburg ein Bündniß geschlossen hatten: so geschah dann am 4. Mai
von Johann vowi Sachfen^tnd Philipp von Hessen ein Gleiches. Hiermit
*) Er war 1520 Prediger in Zwickau ,, ging 1521 nach Prag und 1523
nach Allstädt im Weimarischen. ' ,
**) Sie war am 29. Januar 1499 geboren; kam sehr jung in das Kloster
Nimbschen bei Grimma, fühlte sich aber höchst unglücklich darin. Luther ließ
sie nebst 8 andern Nonnen am 4. April 1523 von dem torgauer Bürger
Leonhard Koppe befreien. Am 27. December 1552 starb sie zu Torgau.
***) Luther's mächtigster' Feind, der Papst Leo X., war im December 1521
im 46. Jahre, wahrscheinlich an beigebrachtem Gifte, gestorben, sein Nach-
folger, Hadrian Vl., ein Niederländer von Geburt, verdankte seine jetzige
Würde dem Kaiser Karl V., dessen Erzieher er gewesen war. Er wurde all-
gemein für einen sehr gelehrten und rechtschaffenen Mann gehalten, der auch
bereitwillig schien, den Gebrechen der römischen Kirche nach Kräften abzuhelfen.
1523 wurde er wie man glaubt vergiftet. Dann folgte Klemens Vi.