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1. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 22

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
ss ren. Langsam, aber endlich doch, sielen ihm die Schuppen von den Augen, und die Strahlen des christlichen Glaubens singen an, sein Herz zu erwär- men und zu erfreuen. — Einst belauschte ibn Wolfgang, wie er in einer Laube unter den Kindern saß, und die eine Tochter ihm ein einfaches Kreuz von Ebenholz zeigte, welches sie heute, an ihrem Geburtstage,- von der Großmutter zum Geschenke erhallen hatte. ,,Aber du, armer Mann," sprach das Kind, ,,du kennst den Heiland wohl noch nicht, der hier an's Kreuz geschlagen ist? Ich will dir von ihm erzählen!" — Und hiermit begann das Kind seine einfach rührende Geschichte, in welche die übrigen Geschwister manchen schonen, gehaltvollen Spruch mit cinflochten, den Christus gesagt hatte. Mulch hörte sehr bewegt zu. Er ließ sich willig erzählen, was er schon wußte; denn aus dem Munde der Kinder klang es ihm viel rührender, und zog viel tröstlicher in sein Herz. — „Und sieh dir den lieben, gekreuzigten Heiland nur recht an!" fuhr das Kind fort; „wie selbst der Tod sein freundliches Angesicht nicht hat verstellen können! Ach, seit du und so lieb hast, denke ich immer, du wärest auch wohl schon ein Christ; denn Jesus sagt ja: Daran soll man erkennen, daß ihr meine Jünger seid, so ihr Liebe unter einander habt!" — „Und vor allen liebte er auch die Kinder," siel ein Knabe ein. „Er sagte so- gar einmal zu seinen Jüngern: Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht, denn ihrer ist das Himmelreich!" — Ja, rief Muley, durch diese kindliche Einfalt ausü tiefste erschüttert, ja, in euren reinen Herzen wohnt der Friede Gottes! O du großer, heiliger Mann! laß ihn auch in meine Brust einziehen! — Hiermit ergriff er das Kreuz, welches ihm das Kind hinhielt, und drückte weinend das Gesicht darauf. — Da trat Wolfgang hinzu, als habe er von ihrer Unterredung nichts vernom- men: „Du bist nun ein Jahr bei mir, ich habe dir zeigen wollen, wie wir nach den Vorschriften unserer Religion unsere Feinde behandeln. Jetzt bist du frei; du kannst in deine Heimath zurückkehren, wenn es dir ge- fällt!" — Mulcy schwieg betroffen, und starrte auf das Kreuz in seiner Hand. Aber die Kinder hängten sich an ihn, und riefen: „Nein, du sollst uns nicht verlassen; denn dort hat dich doch niemand so lieb, wie wir!" — Da stürzte er weinend in die Arme Wolfgungs, und rief: Ja, behaltet mich hier! Stoßt mich nicht wieder hinaus in die leere, lieblose Welt! Ich will ein Christ werden, wie du tí bist! — Und vor ihnen stand der alte Naimond. „Muley!" rief er, die Arme ausbreitend. Da erkannte dieser ihn wieder; sie hielten sich lange sprachlos umfaßt, und dle Herzen schlugen laut an einander. Du bist mein Engel, sprach Mulcy, du hast mir einst das Leben, jetzt aber die Seele gerettet! — Der fromme Naimond aber schüttelte das Haupt, und antwortete: „Nicht ich; der Herr nur ist mächtig in den Schwachen, und Christus allein ist der Weg, und die Wahrheit, und das Leben!" — 2». Tvbias Mitt. Herr Tobias Witt war aus einer nur mäßigen Stadt gebürtig, und nie weit über die nächsten Dörfer gekommen, dennoch hatte er mehr von der Welt gesehen, alö mancher, der sein Erbtheil in Paris oder Neapel verzehrt hat. Er erzählte gern allerhand kleine Gcschichtchen, die er sich hie und da aus ei- gener Erfahrung gesammelt hatte. Das Besonderste an ihnen war, daß ihrer je zwei und zwei zusammen gehörten. — Einmal lobte ihn ein junger Be- kannter, Herr Till, seiner Klugheit wegen. — Ei, fing der alte Witt an und schmunzelte: wäre ich denn wirklich so klug? — „Die ganze Welt sagt'ö, Herr Witt. Und weil ich es auch gern wurde"----------Je nun, wenn er das wer- den will; das ist leicht. Er must nur fleißig Acht geben, Herr Till, wie es
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