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1. Neues Lesebuch für Schleswig-Holstein-Lauenburgische Volksschulen - S. 38

1842 - Oldenburg/Holstein : Fränckel
„Herr!" sprach er, „leiht mir hundert Gulden; Allein zu eurer Sicherheit Hab' ich kein ander Pfand, als meine Redlichkeit: Indessen leiht mir auö Erbarmen Die hundert Gulden auf ein Jahr!" Philet, ein Netter in Gefahr, Ein Vater vieler hundert Armen, Zählt ihm das Geld mit Freuden dar. „Hier," spricht er, nimm es hin, und brauch' es ohne Sorgen; Ich freue mich, daß ich dir dienen kann; Du bist ein ordentlicher Mann, Dem muß man ohne Handschrift borgen." Ein Jahr und noch ein Jahr verstreicht; Kein Schiffer läßt sich wieder sehen. Wie? Sollt' er wohl Phileten hintergehen, Und ein Betrüger fein ? Vielleicht! — Doch nein! Hier kommt der Schiffer gleich. „Hier," sängt er an, „erfreuet euch! Ich bin aus allen meinen Schulden; Und seht, hier sind zweihundert Gulden, Die ich durch euer Geld gewann. Ich bitt' euch herzlich, nehmt sie an; Ihr seid ein gar zu wack'rer Mann! „O!" spricht Philet, „ich kann mich nicht besinnen, Daß ich dir jemals Geld gclieh'n. Hier ist mein Rcchnungsbuch, ich will's zu Rathe zieh'n; Allein ich weiß es schon, du stehest nicht darinnen." Der Schiffer sicht ihn an, und schweigt betroffen still, Und kränkt sich, daß Philet das Geld nicht nehmen will, Er läuft, und kommt mit voller Hand zurücke. „Hier," spricht er, „ist der Rest von meinem ganzen Glücke, Roch hundert Gulden; nehmt sie hin, Und laßt mir nur das Lob, daß ich erkenntlich bin. Ich bin vergnügt, ich habe keine Schulden; Und dieses Glück verdank ich euch allein. Herr! wollt ihr ja recht gütig sein, So leiht mir wieder fünfzig Gulden!" , „Hier," spricht Philet, „hier ist dein Geld! Behalte deinen ganzen Segen: Ein Mann, der Treu und Glauben hält, Verdient ihn seiner Treue wegen. Sei du mein Freund! Das Geld ist dein! Es sind nicht mehr als hundert Gulden mein, Und diese sollen deinen Kindern sein!" Mensch, mache dich verdient um And'rer Wohlergeh'n; Denn was ist göttlicher, als wenn du liebreich bist, Und mit Vergnügen eilst, dem Nächsten beizusteh'n; Der, wenn er Großmuth sieht, großmüthig dankbar ist. Ss Der sterbende Greis. In einer Stadt in Deutschland nährte Sich fromm und still ein alter Greis, Bon dem man wenig sah' und borte
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