1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
schwaches Licht ist höchst schädlich. Hütet euch deshalb, in der Dämmerung
zu lesen, oder bei zu schwachem Lichte feine Arbeiten vorzunehmen. Die Schirm-
lampen sind zu tadeln, weil sic alles Licht auf einer Stelle verbreiten und das
übrige Zimmer dunkel lassen. Zu hell können am Abend die Stuben nicht
erleuchtet werden, schnell abwechselndes Licht, verdorbene Lust, Staub, Rauch,
nasse Dünste. Ocl- und Lichtdämpfe sind ebenfalls für die Augen schädlich,
so wie es auch »achtheilig ist, viel in der Nähe oder von der Seite zu sehen.
Kurzsichtige und alte Leute sind oftmals genöthigt, Brillen zu tragen. Diese
müssen von einem geschickten Manne aus reinem, gutem Glase verfertigt sein,
und jeden Gegenstand gerade so darstellen, wie ein gesundes Auge ihn ohne
Brille sieht. Sonst schaden sic mehr, als sie nützen. Hütet euch, Brillen zu
gebrauchen, so lange ihr noch mit bloßen Augen sehen könnt. Einige Men-
schen trage« Brillen aus Eitelkeit; das ist sehr thöricht.
Die Ohren stehen von Natur vom Kopfe ab. und sind beweglich, aber
durch die Mützen werde» sie an den Kopf gedrückt, und unbeweglich, daher
sind diese dem Gehör schädlich. Außerdem schadet demselben jeder scharfe un-
erwartete Schall, übermäßiges Warmhalten des Kopfes, verdorbene Luft, Staub,
vieler Schleim in Nase und Ohren, u. s. w.
Den Werkzeugen des Gehörs schadet das Tabackschnupsen, der angehäufte
Schleim in der Nase, unreine und übelriechende Luft, und das Athemholen
durch de» Mund.
Wer den Mund nicht rein hält, viel Kaffee, Thee, Wein und Branntwein
trinkt, oft scharfe oder stark gewürzte Speisen genießt, verdirbt seinen Geschmack.
Borzüglich aber geschieht dies durch vieles Tabackrauchen.
Zur Erhaltung des Gefühls giebt es kein besseres Mittel als Reinlichkeit,
häufiger Genuß der freien Luft, und fleißige Uebung deö Gefühls.
Wenn im Winter die Hände vor Frost erstarrt sind, so darf man diesel-
den nicht ans Feuer und nicht an den heißen Ösen halten. Dadurch entste-
hen Frostbeulen. Mau muß sie vielmehr reiben und dadurch zu erwärmen su-
che». Ein crfrorncs Glied muß mit Schnee gerieben, oder mit eiskalten» Wasser
oft gewaschen, aber ja nicht plötzlich erwärmt werden, weil leicht das Glied
dadurch verloren gehen kann. — Die Hände oft in kaltes und plötzlich in
warmes Wasser zu halten, ist sehr gefährlich: rö kann dadurch der schmerz-
hafte Fingcrwurm entstehen.
irr. Vom Verhalten in Krankheiten überhaupt.
Biele Krankheiten konnt ihr zivar durch getreue und vorsichtige Befolgung
derjenigen Borschriften, »velchc ihr bisher gelesen habt, von euch abwenden,
aber ganz werdet ihr doch wohl schwerlich von denselben verschont bleiben. Zhr
müßt also auch wissen, wie rnan sich bei wirklichen Krankheitsfällen zu verhal-
ten hat. Darum lcs't auch daö Folgende niit Aufmerksamkeit und prägt cö
euch recht tief ein.
a. Man brauche nie Arzneimittel, ohne wirklich krank zu sein. Einige ha-
lben die schädliche Gewohnheit, von Zeit zu Zeit zur Ader zu lassen, ein Ab-
führungs-, oder rin Brechmittel einzunehmen, u. s. tv., um dadurch mögliche
Krankheiten zu verhüten. Ost werden die Uebel dadurch erst bewirkt, die man
zu vermeiden suchte, überhaupt aber verliert der Körper die Empfindlichkeit für
solche Mittel, die zu oft angewandt werden; sic nützen alstann vielleicht später
in Krankheiten, Ivo sonst ihre Anwendung sehr heilsam sein würde, nichts mehr.
d. Man sei aufmerksam, sobald man sich krank fühlt; ein unbedeutender
Ansang kann eine schlimme Krankheit zuwege bringen. Vorzüglich ist dies bei
fieberhaften Krankheiten der Fall. Ihre Kennzeichen sind folgende: Mattig-
keit, Mangel an Eßlust, ungewöhnliche Neigung zum Trinken, unruhiger
Schlaf, Unlust, Kopfweh und besonders Frost und Hitze.