1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Ho
der Wurzel, oder der ganzen Pflanze verbreitet sind, in dem Körper des
Menschen schnell die furchtbarsten, zerslörendstcu und tödlichste» Wir-
kungen hervor zu bringen vermögen. Man nennt diese Gewächse Gift-
pflanzen. Viele Menschen, welche die schädlichen Eigenschaften der-
selben nicht kannten, und deshalb unvorsichtig mit ihnen umgingen,
oder gar davon genossen, mussten diese Unvorsichtigkeit mit ihrem Le-
den, oder mit dem Verluste ihrer Gesundheit hüssen. Sucht euch daher
mit ihnen recht gut bekannt zu machen, damit ihr nicht in die Gefahr
kommt, euch durch Unwissenheit der Vergiftung auszusetzen. — Die
vorzüglichsten einheimischen Giftpflanzen sind folgende:
Der Stechapfel. Er hat diesen Namen von seiner stachlichten,
eirunden Samenkapsel, die mit einer Rosskastanie grosse Aehnlichkeit
hat. Alle Theile der Pflanze sind höchst giftig, insbesondere ober der
Same, welcher schwarzbraun und nierenförmig ist. Häufig ist derselbe
von Marktschreiern und Quacksalbern unter dem Namen Schwarz-
kümmel verkauft worden, und hat deshalb vielen Menschen Gesund-
heit und Leben gekostet. — Die Plätter sind gross, glatt, breit, dunkel-
grün, und bilden am Rande Winkelspitzen und halbmondförmige Buch-
ten. Die Blume isl gross, weiss, trichterförmig, und schnell verblühend.
Die Wurzel ist dick und ungleich faserig. Die ganze Pflanze schwitzt
eine klebrige Feuchtigkeit aus, und verbreitet, wepn sie gerieben oder
zerquetscht wird, einen betäubenden Geruch. — Das Gift des Stech-
apfels ist, wie fast alle übrigen Pflanzengifte, betäubend, und bringt die
schrecklichsten Wirkungen hervor, nämlich: Verlust des Gedächtnisses,
Wahnsinn, Wuth und Raserei, kalten Schweiss, Schlagfluss und Tod.
Schon wenn es in sehr geringen Masse genossen wird, erfolgt Läh-
mung der Glieder, unauslöschlicher Durst, Schwindel, Sprachlosigkeit,
Erbrechen und fürchterliche Kopfschmerzen.
Die Tollkirsche oder Belladonna ist eine strauchartige Pflanze,
deren Stengel 4 bis (> Fuss hoch empor wachsen und röthlich von
Farbe sind. Sie schiessen gleich über dem Erdboden in mehre kleine
Nebenzweige aus, welche mit vielen eirunden, ungezähnten Blättern ver-
sehen sind, die oben eine dunkelgrüne Farbe haben. Zwischen den
Blättern kommen im Julius und August die braunrothen, glockenförmi-
gen Blüthen hervor. Nach dem Verblühen erscheinen die kirschenähn-
lichen Früchte, welche anfangs röthlich—braun sind, zur Zeit der Reife
aber glänzend-schwarz werden, und dann mit einer Kirsche grosse Aelin-
lichkeit haben. Dieses trügerische Aussehen hat oftmals unvorsichtige
Menschen, zumal Kinder, verleitet, von denselben zu gemessen. Die
Folgen des Genusses waren immer: Schwindel, Lähmung der Zunge
und der Glieder, Schlafsucht, Schmerzen im Unterleibe, Wuth, Wahn-
sinn und ein schrecklicher Tod. — Alle Theile der Belladonna sind
giftig, und verbreiten einen widerlichen, betäubenden Geruch. Sie
wächst vorzüglich in Gebirgen und schattigen Wäldern.
Zu den gefährlichsten und am häufigsten vorkommenden Giftpflan-
zen gehören auch die verschiedenen Schierlingsarten. Wir wollen
uns den Wasserschierling, den gefleckten Schierling und
den kleinen Schierling merken. — Der Wasserschierling
wächst in stehenden Gewässern, besonders an den Ufern der Teiche
und Sümpfe. Der Stengel wird .1 bis 4 Fuss hoch; er ist hohl, ge-
streift und nach unten hin röthlich. Aus mehren Knotenabsätzen des-
selben treiben die Nebenzweige hervor. Die Wurzel ist anfangs knol-
lieht, wird aber später, im Spätsommer und Herbste, länglicht. Sic ist
oft sehr gross, und. inwendig voll hohler Zellen, die zum Theil mit