1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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wär, tcr König von Norwegen, Magnus der Gute, an die Regierung.
Nach dem Tode dieses Königs gelangte Sw end Eftridtsen, der während der
Herrschaft desselben Statthalter in Dänemark gewesen war, auf den Thron, und
dadurch auch zum Besitz tes Hcrzogthums Schleswig. Swend war ciii^nilder, ge-
rechter König, und ein Fnund des Christenthums. Von seinen 11 Söhnen sind
ihm fünf nach einander in der Regierung gefolgt. Der erste derselben war Harald
Hein, ein schwacher, jämmerlicher Mensch, mit welchem seine Hoflcute thun
konnten, was ihnen gefiel. Dann folgte, von einer Rcichsversammlung zu
Wiborg gewählt, Knud der Heilige. Er war ein Freund der Geistlichkeit,
bcfreitö sic von der Verbindlichkeit gegen weltliche Gesetze, machte den geistlichen
Stand zu dem vornehmsten im Lande, und versuchte sogar zum Besten dessel-
den neue Abgaben vom Volke zu erzwingen. Das erbitterte das Volk gegen
ihn; cü entstand eine Verschwörung, die sich im Zahrc 1086 mit der Ermor-
dung dcö Königs endigte. Sein Bruder Oluf, der ihm auf den Thron
folgte, war während der Regierung seines Bruders Statthalter in Schleswig
gewesen, und hatte dieses Land mit Milde und Wohlwollen beherrscht. Unter
seiner Regierung als König brach eine schreckliche Hungersnoth aus-, die in dem
Grade zunahm, daß man sich um Hunde- und Pferdefleisch schlug, und der
König selbst am Weihnachtsabend seinen Hofbedienten keine zur Sättigung hin-
reichende Mahlzeit geben konnte. Diese Roth durchdrang Olufö Herz, die
Thränen rollten ihm von den Wangen, und er hob seine Hände gen Himmel
und betete: „Gott, wenn du gegen mein Volk erzürnt bist, so wende deinen
Zorn von diesem ab> und auf mein Haupt hin." — Sein Nachfolger war
Erich Eiegod. Bald nach dem Antritte seiner Regierung hörte die Thcurung,
welche unter seinem Vorweser gewüthet hatte, auf, und eö wurde plötzlich alles
so wohlfeil, daß der Scheffel Roggen einen Pfenning galt. Erich regierte mit
Milde und Sanslmuth, und wurde deshalb wie ein Vater von seinem Volke
geliebt. Jedermann weinte, als er auf einem Reichstage zu Wiborg seinen Ent-
schlnß, an den Kreuzzügen Theil zu nehmen, kund that. Man bat ihn f»ß-
sällig, diesen Entschluß aufzugeben; aber er verharrte bei demselben, setzte seinen
Sohn für die Zeit seiner Abwesenheit zum Regenten ein, und rcis'te ab. Aber
der Tod ereilte ihn, che er noch Jerusalem erreichte, im Jahre 1103. Erst
zwei Jahre nachher erhielt das Volk die Nachricht von dem Ableben seines Kö-
nigs. Es schritt zur Wahl eines andern. Diese fiel auf den Bruder dcö Ver-
storbenen, mit Namen Nico lau S oder Stiels, denn Erichs Sohn hatte sich
während der Abwesenl/cit seines Vatcrö verhaßt gemacht. Unter dem neu Er-
wählten traten traurige Zeiten ein. Bürgerkriege verwüsteten das Land; die Ade-
ligen wurden übermüthig, und singen au, die Bauern zu unterdrücken; Ackerbau,
Gewerbe und Handel geriethcn in Verfall, fremde Volker bedrängten das schlecht
regierte und vertheidigte Land, und der Papst drückte cs durch ungewohnte Ab-
gaben. Indeß befand sich Schleswig im Ganzen besser, als das eigentliche
Dänemark, weil es von Knud Laward, einem tugendhaften und talentvollen
Prinzen, dem Sohne Erich Eieaods verwaltet wurde. Dieser war nämlich von
seinem Onkel, dem Könige, erst zum Feldherrn gegen die Wenden, welche an
der Ostsee, im jetzigen Mecklenburg und Pommern wohnten, ernannt, und bald
darauf mit dem Hcrzogthum Schleswig belehnt worden (1115). In seinen
Kriegen gegen die Wenden war er glücklich, und wußte sich zugleich bei dem
feindlichen Fürsten so viel Achtung und Liebe zu verschaffen, daß dieser ihn zu
seinem Nachfolger bestimmte. Wirklich wurde Knud im Jahre 1130 der Be-
herrscher der Wenden, und legte sich als solcher den Königstitel bei. Lange
sollte er jedoch seiner neuen Würde nicht genießen; Magnus, ein Sohn des
regierenden Königs, haßte und beneidete ihn wegen seiner Größe, lud ihn unter
dem Scheine der Freundschaft zu einer Zusammenkunft nach Ringstedt ei», und
ließ ihn hinterlistig und treulos ermorden (1131). Dadurch macht» sich aber