1842 -
Oldenburg/Holstein
: Fränckel
- Autor: Detlefs, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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So oft auch die holsteinischen Grafen versucht hatten, ihre Herrschaft über
Dithmarschen auszudehnen; niemals war es ihnen gelungen, und cs blieb wäh-
rend dieses ganzen Zeitraums unabhängig und frei. Das erste Kloster dieses
Landes wurde im Zahrc 1322 in Marne erbaut. -7- Zn Holstein waren indeß
die Städte Neustadt, Heiligenhasen und Wilstcr entstanden, und in Schleswig
hatten Flensburg, Apcnrade und Hadcrölebcn das Stadtrccht der Hauptstadt,
Tondern das Lübschc Recht erhalten.
5. Neuere Geschichte Schleswig-Holsteins.
Christian l. war ein weiser und verständiger Fürst, der sein Reich wohl
in Ordnung erhielt, die Wissenschaften beförderte, und Künste und Handel in
Flor brachte. Einige Jahre besaß er außer Dänemark und Norwegen auch
Schweden; aber seine Vorliebe für die Dänen erbitterte seine schwedischen Un-
terthanen, so daß diese sich wieder von seiner Herrschaft befreiten. — Zm Zahre
1474 machte er eine Reise nach Nom, auf welcher er überall wohl aufgenom-
men, und von dem damaligen deutsche» Kaiser mit besonderer Freude empfan-
gen ward. Der Kaiser erhob die Grafschaft Holstein zu einem Hcrzogthumc,
und vereinigte Dithmarschen mit demselben. Auch der Papst nahm den König
liebevoll auf, ertheilte ihm mehre Vergünstigungen, und machte ihm ansehnliche
Geschenke. — Christian starb im Zahre 1481, und sein Sohn Johann folgte
ihm auf dem Throne. Eine seiner wichtigsten Unternehmungen war der Zug
gegen die Dithmarscher, welche narb dem Ausspruche des Kaisers die Oberherr-
schaft dcs dänischen Königs anerkennen sollten, aber sich diesem Ausspruche nicht
fügten. Mehr alö 30,000 Mann rückten gegen das kleine Völkchen an, aber
Wind und Wetter, die Lage des Landes und vor allem der Muth und die
Frciheitsliebc der Dithmarscher bereiteten diesem großen Heere dem Untergang.
Die Schleusen wurden geöffnet, ein großer Theil dcs niedrigen Bodens wurde
unter Wasser gesetzt, und fast das ganze königliche Heer ertrank. Dieser Sieg
wurde am 17. Februar 1500 gewonnen, und hatte die Folge, daß Dithmar-
schen für ein freies, und von Dänemark ganz unabhängiges Land erklärt wurde.
Johann starb im Zahre 1513 und Christian ll. bestieg den väterlichen Thron.
Er war ein grausamer, selbstsüchtiger, ungerechter, gefühlloser Regent, der un-
möglich im Stande war, sich das Vertrauen und die Liebe seiner Unterthanen
zu erwerben, sondern, weil er überall Haß säete, überall auch Haß entgegen
nahm. Zm Zahre 1523 mußte er aus dem Lande flüchten, wandte sich zuerst
nach Holland, kam dann »ach Norwegen, um dieses Reich gegen Dänemark
aufzuwiegeln, und endlich, den Zusicherungen dcö neucrwähltcn Königs Frie-
drich I., eines Sohnes Christian 1. trauend, in« Zahre 1532 nach seinem
vorigen Königreich. Friedrich ließ ihn ergreifen, und in einen Thurm zu Son-
dcrburg aus Alsrn werfen. Nach einer vierzehnjährigen Gefangenschaft besuchte
ihn Christian Hl., der Nachfolger Friedrich'-, wurde von seinem traurigen Schick-
sale gerührt, und schenkte ihm die Freiheit. Nach vielen ausgestandenen Leiden
starb Christian ll. im Jahre 1559. — Friedrich l., der vor seiner Erhe-
bung mit Schleswig-Holstein belehnt war, hatte sein Königreich säst mit allem,
Was eine Krone wünscheiiswerth machen kann, erkaufen müssen. Er räumte
dem Adel übermäßige Vorrechte ei», und unterdrückte die Bauern. Unter sei-
ner Regierung nahm die Reformation,'die sein Nachfolger, Christian lll.,
der im Zahre 1534 zur Negierung kam, im ganzen Königreiche einführte, in
' den Hcrzogthümern ihren Anfang. — Friedfertigkeit, Gottesfurcht, Mäßigkeit
und Milde waren die herrschenden Züge im Charakter Christians. Jeden Tag
las er einen Abschnitt der Bibel, hielt häufig Betstunden, und genoß oft das
heilige Abendmahl. — Die Herzogthümcr Holstein und Schleswig theilte er mit
fernen beiden Brudern Johann und Adolph, von welchen der erste in Ha-
dcrsleben, der andere in Gottorf seinen Sitz nahm. Nach diesen Residenzen