1901 -
Halle a.d. Saale
: Schroedel
- Autor: Schlottmann, Karl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Mehrklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Das Deutsche Reich.
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Die Insel Kelgoland (0.55 4km) hat die Gestalt eines Dreiecks, dessen
größte Seite etwa Iv2 km lang ist. ^Sie besteht aus einem steil aus
der See hervorragenden braunroten Sandstein-Felsen, dem sogenannten
„Oberlande" und einem im 80 vorgelagerten sandigen Vorlande, dem
„Unterlande." Im 0 der Insel, durch einen schmalen Meeresarm davon
getrennt, liegt eine langgestreckte Düneninsel, die ehedem mit der Hauptinsel
zusammenhing. Sie ist der eigentliche Badeplatz Helgolands. — Des starken
Sturmwindes wegen gedeihen Bäume und Sträucher nur vereinzelt im Schutze
der Gebäude. Die Bewohner (2000) gehören zum friesischen Stamme und
ernähren sich von dem starken Fremdenbesuch des Seebades und der Fischerei.
Auf dem höchsten Teile des Oberlandes im Nw erhebt sich der Leuchtturm.
An den Küsten des Meeres entlang und um die Mündungen der Flüsse
ziehen sich die äußerst fruchtbaren Marschen*) hin. Sie liegen wenig höher
als das Meer und sind vor dem Ansturm desselben durch hohe, starke Damm-
bauten geschützt, die man Deiche nennt. Außerhalb der eingedeichten Marschen
liegen die Watten, flache Küstenstriche, die nur bei der Ebbe ganz bloßgelegt,
bei der Flut indes von der See bedeckt werden.
Die seichte Küste ist arm an Häfen. Die bedeutendsten Hafenstädte
liegen an den Flußmündungen oder im Hintergründe der Meeresbuchten.
a) Fr eie und Hansestadt Ohamburg am rechten Ufer der selbst
für die größten Seeschiffe zugänglichen Unterelbe gelegen, eine der bedeutendsten
Seehandelsstädte der Welt, mit dem Elb- und Odergebiet als Hinterland und
zweitgrößte Stadt des deutschen Reiches. Großer Hafen. Die deutsche See-
warte (Reichsanstalt) veröffentlicht tägliche Wetterberichte und erläßt Sturm-
warnungen für die deutschen Küsten. Der Vorhafen von Hamburg ist
Cuxhav en.
b) In Schleswig-Holstein: *Altona, größte Stadt der Provinz,
an der Elbe abwärts Hamburg gelegen und mit diesem zusammenhängend;
große Fabrik- und Seehandelsstadt.
0) Im Gebiet der Freien und Hansestadt Bremen: Bremer-
haven, Vorhafen von Bremen mit bedeutendem Seeverkehr.
d) In Hannover: Wilh elmsh aven, am Jadebusen gelegen, deutscher
Kriegshafen an der Nordsee. — Emden, alte Seehandelsstadt in der Nähe des
Dollart, durch Kanal mit demselben verbunden.
2. Das Gebiet zwischen der untern Glbe und der holländischen
Grenze ist in seinem westlichen Teile, der sich um die mittlere und untere
Ems lagert und bis zur Weser ausbreitet, das Gebiet der großen Moore.
Mau sucht das Moorland durch Torfgewinnung auszunutzen und durch
Moorbrennen (Höhenrauch) und Fennwirtschaft für den Ackerbau zu ge-
winnen. Die Moorgebiete gehören zu den traurigsten Strichen Deutschlands.
Das größte derselben ist das Bourtanger Moor. — Das Gebiet östlich der
Weser weist ausgedehnte Geestlandstrecken auf (güst-unfruchtbar; sandiger
Boden). — Das ausgedehnteste Geestlandgebiet ist die Lüneburger Heide.
Die Lüneburger Keide ist eine starkgewellte, sandige Hochfläche und
bildet den letzten Ausläufer des südlichen Landrückens. Auf weiten Strecken
herrscht eine _ traurige Ode, „in der sich Wachholder, Heide und Besenpfriem
Geselllchaft leisten". Andere Stellen sind mit Kiefern bestanden; auch fehlt es
durchaus nicht an anbauwürdigen Geestäckern. Große Wanderblöcke,
Hünengräber und Hochmoorflächen unterbrechen die Einförmigkeit der
endlos scheinenden Heidelandschaft, die von summenden Insekten, der Heidelerche
Mio. oem Heideschäfer mit seinen Heideschnucken belebt ist. An plätschernden
Hewebächen im Schatten von Laubbäumen liegen die Heidedörfer. Die Be-
wohner ernähren sich von der Schafzucht (Heideschnuckeu), dem Anbau des
*) s. Eckert, Schulatlas S. 2 unten links.