1901 -
Halle a.d. Saale
: Schroedel
- Autor: Schlottmann, Karl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Mehrklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Südeuropa.
Fluß). Beide Tiefländer sind an ihrer Außenseite von Hochgebirgen
begleitet: das n. Tiefland von den Pyrenäen, das s. von der Sierra
Nevada, die die südlichsten Gletscher Europas besitzt. (Sierra nennt
der Spanier ein Gebirge mit sägeförmigem Gebirgskamm, Nevada = Schnee-
gebirge). Der Nordrand des Hochlandes erscheint durch die kantabrische
Kette geschlossen. Der Hauptabdachung des Landes nach W. folgen die großen
Hochlandströme: Duero, Tajo und Guadiana (gu-^gw).
Die Pyrenäen bestehen aus zwei Hauptgebirgszügen, die im mitt-
leren Teil des ganzen Pyrenäenzuges eine Strecke neben einander hinziehen
und das Thal der oberen Garonne einschließen. Hier hat das Gebirge auch
die höchsten Erhebungen, zu denen Mont Perdu (mong perdü) und der
(bis 3400 m hohe) zerklüftete Felsengebirgsstock der Maladetta (die Ver-
fluchte, weil arm an Viehweiden) gehören. — Das Hochgebirge hat zwar eine
größere Kammhöhe, aber eine geringere Gipfelhöhe als die Alpen. Im Gegen-
satz zu diesen ist es sehr unwegsam, so daß sein wilder Aufbau nur seitliche
Straßenzüge zuläßt. Die Schneefelder und Gletscher kommen an Größe denen
der Alpen bei weitem nicht gleich. Den Pyrenäen fehlt auch die Wasserfülle
der Alpen, der Reichtum an Alpenseen, weidereichen Almen und Wald.
Das Klima ist auf der Hochebene trockenes Landklima mit Armut
an Pflanzenwuchs. Auf den ausgedehnten Heideflächen weiden große Schaf-
herden. — Nord- und Westküste sind regenreich, haben Seeklima und
üppigen Pflanzenwuchs, der im N. aus mitteleuropäischen, im W. aus immer-
grünen Gewächsen besteht. In den Stufenländern am Mittelmeer herrscht
Mittelmeerklima, sie sind reich an Südfrüchten aller Art. Unter den Wald-
bäumen steht die Korkeiche obenan. Selbst tropische Gewächse, als Dattel-
palmen, Baumwolle und Zuckerrohr, kommen soct. Auf dein Felsen von
Gibraltar kommt eine Affenart vor. 2
2. I>ie Bewohner der Halbinsel sind Romanen, und zwar
Spanier und Portugiesen. Den Kern der spanischen Bevölkerung bilden
die Kastilier, die in nationaler und sprachlicher Beziehung der herrschende
Stamm sind. In den östlichen Küstenländern lind namentlich in Andalusien
trägt die Bevölkerung sehr den Stempel maurischer Abstammung an sich.
Spanier und Portugiesen gehören fast Ausschließlich dem katholischen
Bekenntnis aii. Die Spanier sind durch ihren großen Nationalstolz besannt,
der sich aus den Zeiten herschreibt, als Spanien die erste Macht Europas
war. Sie lieben öffentliche Schaugepränge und die grausainen Stiergefechte.
Die Volksbildung steht auf niedriger Stufe, mehr als die Hälfte der Bewohner
kann weder lesen noch schreiben.
Die wichtigste aller Nahrungsqnellen ist die Landwirtschaft.
Sie ernährt 7/8 aller Bewohner beider Staaten. Der Ackerbau liefert alle
Getreidearten, auch Reis- Südfrüchte, Wein, Olivenöl, Kork und Esparto-
gras (das zu allerlei Flechtwerk und zur Papierbereitung dient) kommen
zur Ausfuhr. In der Viehzucht ist die Zucht von Schafen, Maultieren,
Eseln, Pferdei, (Andalusien) und Kampfftieren von Bedeutung. Der Berg-
bau, trotz des Reichtums der Halbinsel an Mineralien vernachlässigt, hat sich
jetzt wieder gehoben und liefert namentlich Ausbeute an Silber, Blei, Queck-
silber und Kupfer. — Industrie und Handel sind für den Weltmarkt und
Welthandel lvenig von Bedeutung. Ehedem waren die beiden Staaten die
ersten Seemächte der Erde. Aus jener Zeit stammen auch größtenteils ihre
überseeischen Besitzungen.