1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vii. Deutschland.
reichte, die Wuth des Krieges immer aufs neue an. Ferdinands
Tod 1637, dem sein Sohn Ferdinand Hi. folgte, obgleich dieser
etwas gemäßigtere Gesinnungen zeigte, änderte nichts an der trau-
rigen Lage Deutschlands. Nicht mehr allein die politischen oder
religiösen Meinungen, sondern das unaussprechliche Elend führte
jetzt Tausende ohne Unterschied zu den Heeren, wo sie wenigstens
Unterhalt und Beute fanden. Von Mecklenburg bis nach dem Elsaß,
von Schlesien und Böhmen bis an den Rhein trieben sich die Heere
bald siegend bald besiegt umher, und schon mußten mehrere Provin-
zen vermieden, oder in stürmischer Eile durchschritten werden, weil
sie, zu völligen Wüsten geworden, selbst dem Soldaten keine Nah-
rungsmittel mehr darboten. Auch der edle Bernhard von Weimar,
welcher mit französischer Hülfe das ihm verheißene Elsaß erobert
hatte, starb 1639 nach der allgemeinen Meinung an Gift, welches
Frankreich ihm gemischt hatte. Die Siege Torstensons und Wran-
gels 1642 und die Einnahme der kleinen Seite von Prag durch den
schwedischen General Königsmark 1648 führten endlich den lange
ersehnten Frieden herbei. Schon seit 7 Jahren hatte man davon
geredet, und seit 1642 saßen Gesandte des Kaisers, der Protestan-
ten und Schweden zu Osnabrück, und des Kaisers und Frankreichs
zu Münster; aber das abwechselnde Kriegsglück hatte bisher die
Forderungen bald gesteigert, bald gemäßigt, und erst die letzten
Siege der Schweden vermochten Ferdinand, dem damals kein Heer
mehr übrig blieb, ernstlich an den Frieden zu denken, welcher am
24. Oct. 1648 unterzeichnet und unter dem Namen des Weftphali-
schen bekannt ist. Wie der Krieg, so war auch dieser Friede höchst
verderblich für Deutschland und nur als die traurige Frucht der
äußersten Noth und gänzlichen Erschöpfung zu betrachten. Deutsch-
land verlor dadurch für immer das herrliche Elsaß und die drei
lothringischen Bisthümer Metz, Toul und Verdun, welche an
Frankreich für seine arglistige Hülfe abgetreten wurden. Schlim-
mer als dieser Verlust war die nun als gesetzlich anerkannte Einmi-
schung Frankreichs in die deutschen Angelegenheiten. Auch das
schwache Band der Erinnerung, welches die Schweiz noch an das
Reich knüpfte, ward nun gänzlich zerrissen. Schweden erhielt als
Entschädigung für seine Anstrengungen den besten Theil von Pom-
mern, die Stadt Wismar, die ehemaligen Bisthümer Bremen
und Verden und eine bedeutende Geldsumme. Brandenburg, wel-
chem nach alten Verträgen ganz Pommern, dessen Herzoge ausge-
storben, hätte zufallen müssen, ward durch Magdeburg und Hal-
berstadt entschädigt. Auch die Unabhängigkeit Hollands ward jetzt
erst von Spanien feierlich anerkannt. Für die innere Ruhe ward
in so fern gesorgt, daß die völlige Freiheit der Lutheraner sowohl
als der Reformieren anerkannt und ihre Rechte so wie die der Ka-
tholiken genau bestimmt wurden. Dagegen aber war auch nun das
Reich mehr als je in sich zerfallen, die Kaiserwürde zu einem leeren
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