1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vii. Deutschland.
Oesireicher erobern Schlesien und streifen bis Berlin, dennoch aber
siegt Friedrich, 6. Nov., bei Roßbach über die Franzosen, eilt nach
Schlesien, vernichtet eine östreichische Armee bei Leuchen, 5 Dez.,
und hat am Ende des Jahres ganz Schlesien mit Ausnahme einiger
Festungen wieder erobert. Minder glänzend sind die folgenden
Jahre; die Russen werden zwar bei Zorndorf 1758 geschlagen, sie-
gen aber im folgenden Jahre bei Cunersdorf. Mehrere andre Un-
fälle hatten Friedrich geschwächt; die Schlackt bei Liegnitz und der
große Sieg bei Torgau 1760 gaben ihm in Schlesien und Sachsen
das Uebergewicht wieder, doch wäre er bei gänzlicher Erschöpfung
seiner Kräfte, und bei ausbleibenden Hülfsgeldern Englands, wohl
endlich unterlegen, wenn nicht 1762 der Tod seiner erbitterten
Feindin Elisabeth von Rußland ihn gerettet hätte. Matter ward
nun der Krieg von allen geführt, und der Hubertsburger Friede
endigte 1763 den großen Kampf, .ohne daß Friedrich auch nur das
geringste von seinen Staaten eingebüßt hätte. Seinem Vater folgte
Joseph Ii. auf dem Kaiserthron 1765, voll Bewunderung der
Größe Friedrichs, und mit dem Wunsche, gleich ihm der Schöpfer
einer neuen Zeit für seine Staaten zu werden, doch behielt Maria
Theresia bis zu ihrem Tode 1780 die Regierung ihrer Länder. Die
erste Theilung Polens, 1772, in welcher Preußen Westpreußen,
doch ohne Danzig und Thorn, und später den Netzdistrict, Oestreich
einen Theil von Galizien, und Rußland bedeutende Provinzen er-
warb, so wie der baiersche Krieg, 1778 — 79, in welchem Friedrich
noch einmal zur Vertheidigung Baierns gegen Oestreich die Waffen
ergriff, störten im Ganzen nicht die Ruhe Deutschlands. Nach
dem Tode Maria Theresia's griff Joseph das Werk der Verbesserung
in seinen Staaten mit redlichem aber allzuraschem Elfer an. Er
erbitterte die Geistlichkeit durch Aufhebung vieler Klöster und andre
Neuerungen, die Ungarn durch gewaltsame Einführung der deut-
schen Sprache, vorzüglich aber die Niederländer, welche sowohl
auf ihre religiösen Einrichtungen als auf ihre bürgerlichen Freihei-
ten höchst eifersüchtig waren. Ein unglücklich geführter Türken-
krieg vollendete das Mißvergnügen, und als Joseph 1790 uner-
wartet starb, hinterließ er seinen Bruder Leopold Is., bis dahin
Herzog von Toskana, in der schwierigsten Lage. Alle Provinzen
waren in Gährung, und die eben in Frankreich ausgebrochenen
Unruhen, woran die Niederländer lebhaft Theil nahmen, waren
wohl geeignet, allen Fürsten Europa's die ernstesten Besorgnisse
einzuflößen. Ehe wir aber diesen letzten Theil der deutschen Ge-
schichte betrachten, werfen wir einen Blick auf die geistige Entwicke-
lung Deutschlands, für welche der lange im Ganzen ruhige Zeitraum
vom 30jährigen Kriege bis zur französischen Revolution eben so
günstig gewesen, als er auf die politischen Verhältnisse des Vater-
landes nachtheilig gewirkt hat.