1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
72
A. Europa.
Die bedeutendsten Oerter sind:
A. In Ostpreußen,
Königsberg (poln. Krolewiecz, litis). Ra raían zu ge), unter
dem 54° 42', am Pregel, eine Meile von seiner Mündung. Sie
ward 1255 auf Anrathen Königs Primislavs I. von Böhmen an-
gelegt und ihm zu Ehren benannt. Sie besteht aus 3 verbundenen
Städten, Altstadt, Löbenicht und der morastigen Insel Kneiphof,
welche letztere die besten Straßen und Gebäude enthält, 4 Vor-
städten und mehreren Bezirken, Freiheiten genannt, und enthält
über 68060 Einw. Unter den Gebäuden zeichnen sich aus: die
4332 erbaute Domkirche, auf dem Kneiphof, worin mehrere
Hochmeister begraben liegen. Daneben ist das Universitätsgebäude.
Das königliche Schloß, wovon ein Theil schon zur Zeit des Or-
dens erbaut seyn soll, ist nicht mehr ganz bewohnbar und enthält
die Geschäftszimmer mehrerer Behörden. Die ehemalige Festung
Friedrichsburg, 1657 angelegt, ist jetzt der Kaufmannschaft über-
lassen und mit Handelsgebäuden angefüllt. Die Universität ward
1544 vom ersten Herzog Albrecht gestiftet; ihre Bibliothek zählt an
50060 Bände. Königsberg gehört zu den größten Handelsstädten
der Monarchie, und Getreide, Hanf--und Leinsaamen, Nutzholz,
Flachs, Branntwein, sind die wichtigsten Handelsgegenstände, so
wie Zuckersiedereien, Bier-und Branntweinbrennerein, Segel-
tuch, Seife rc. - Fabrikation die Einwohner beschäftigen. Wegen
mehrerer Untiefen im Haff können größere Schiffe nicht bis Königs-
berg kommen, sondern werden in Pillau aus - und eingeladen.
P illau, auf einer von Flugsand gebildeten Landzunge, zwi-
schen welcher und der Spitze der frischen Nehrung das 1510 ent-
standenegatt odcrtief, der Eingang zumhaff, liegt. Die kleine
durch den Handel sehr lebhafte Stadt zählt über 4900 Einw.; dicht
daneben liegt die Festung, welche den Eingang des Haffs beschützt.
Hier wird auch ein bedeutender Störfang getrieben, aus dessen
Rogen Kaviar bereitet wird. Eine schöne Buchenwaldung in der
Nähe heißt das Paradies. Beim Dorfe A l t - P i l l a u, wo in äl-
terer Zeit der Eingang zum Haff war, liegt noch ein altes Zollge-
bäude auf einem Hügel, welches als Leuchtthurm dient.
Memel, unter55°42', die nördlichste preußische Stadt,
am Ausfluß der Dange ins curische Haff, mit 8500 Einw.; sie hat
eine starke Citadelle und einen ziemlich guten Hafen. Der Handel
mit Getreide, Holz, Schlachtvieh, Hanf u. s. w. ist sehr bedeu-
tend; auch sind hier gute Schiffswerft, Branntweinbrennereien
und Seifensiedereien. Die Gegend umher ist höchst sandig und
öde, südlich sind ungeheure Moorgegenden.
Tilsit oder Tilse, an der Mündung der Tilse in die Me-
mel, eine betriebsame Stadt mit über 12000 Einw., welche theils