1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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A. Europ a.
mit der Tafelfichte 3500 F. hoch, von wo das Gebirge sich
westlich wendet und nun das Lausitzerigebirge heißt. Außer-
dem sind noch 2 isolirte Berge merkwürdig: der Zobtenderg
nemlich zwischen Schweidnitz und Breslau, 2300 F. hoch, mit
einer Kirche auf einem Gipfel; und die Landskron, der nörd-
lichste , isolirt emporsteigende Punkt des Jsergebirges, bei Görlitz,
dem Winkel gegenüber, wo an die Tafelfichte sich das Schlesische
und das Lausitzer Gebirge anlehnen; sie ist nur L3o9f. hoch. Die
von Reisenden am meisten besuchten interessanten Punkte des Ge-
birges sind, außer der Schneekoppe, der Kynast, ein Berg von
unbedeutender Höhe, ganz nahe bei Warmbrunn, auf welchem
die schönen Ruinen einer 1675 vom Blitz entzündeten Burg pran-
gen. Die Aussicht nach Hirschberg, Schmiedebcrg und dem höhe-
ren Gebirge ist entzückend. In der nemlichen Gegend befinden sich
die beiden berühmten Wasserfälle: der Zacken fall etwa 79, und
der Kochel fall etwa 49 F. hoch. An Wassermasse und an
Schönheit übertrifft alle diese der W ö l f e l s f a ll in der Grafschaft
Glatz, wo der Wölfelsbach sich aus einer engen Felsenschlucht
83 F. tief in einen Felsenkessel stürzt. Wie bei allen höheren Ge-
birgen, so sind auch im schlesischen die höchsten Punkte von Vege-
tation entblößt; etwas tiefer herab ist aber das Gebirge mit einer
eigenthümlichen Art Nadelholz, hier Knieholz genannt, bedeckt,
welches, statt den Stamm zu erheben, am Boden wegkriecht, zwar
senkrechte Zweige emporsendet, aber sich doch im Ganzen kaum
einige Fuß hoch erhebt. Die Bewohner des Gebirges beschäftigen
sich vorzüglich außer der Viehzucht mit der Leinweberei; in dem
Dorfe Krumm Hübel, am Fuß der Schneekoppe und in derge-
gend wohnen viele sogenannte Laboranten, d.h. Leute, welche
die Heilkräuter im Gebirge sammeln und daraus allerlei Arzneien
bereiten. >
Schlesien liefert sehr mannigfaltige Producte, welche die Be-
triebsamkeit der Einwohner meist selbst verarbeitet. Mit Ueber-
gehung der gewöhnlichen Getreide- und Obstarten erwähnen wir
aus dem Pflanzenreiche nur den Krapp ober Färberröthe, der in-
deß an Güte dem holländischen nachsteht, etwas, aber nur in gu-
ten Jahren genießbaren, Wein bei Grünberg an den Gränzen von
Brandenburg, und vor allem den Flachs. Das Spinnen, Weben
und Bleichen der Leinwand beschäftigt viertausend Gebirgsbewoh-
ner, vorzüglich in dem eigentlichen Riesengedirge, und hat den
Wohlstand der sogenannten Gebirgsftädte begründet. Nächst der
Leinwand sind die Tuchwebereien der bedeutendste Gegenstand der
Betriebsamkeit, besonders seitdem die vortrefflichen Tuchfabriken zu
Görlitz, Lauban und Muskau, in der ehemaligen Oberlausitz, zu
Schlesien gekommen sind. Höchst bedeutend für die Provinz ist
endlich der Bergbau, welcher zwar auch Silber, Blei und Kupfer,
vorzüglich aber viel Eisen, Zink und vortreffliche Steinkohlen lie-