1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vii. Deutschland. Preußen.
eine geschlossene Masse bildet, und von Frankreich, den Niederlan-
den, Hannover, Braunschweig, Kurhessen, Nassau, Hessen-Darm-
stadt und Rhein-Baiern, ohne allen Zusammenhang mit der öst-
lichen Hauptmasse, umschlossen wird. Sie enthält folgende drei
Provinzen, welche aber unter Einem Ober-Präsidium stehen:
8. Die Provinz Westphalen, die nordöstlichste
von den dreien.
Sie enthält auf 364 □ M. über 1,200,000 Einw. und be-
steht aus den altpreußischen Provinzen: Minden, Ravensberg,
Mark, Tecklenburg, Theile von Lingen und von Münster, Pader-
born; wozu seit 1815 noch gekommen sind: dasherzogthum West-
phalen oder Sauerland, Corvey, das Fürftenthum Siegen und
mehrere mediatisirte Fürftenthümcr, Graf- und Herrschaften, de-
ren Besitzer unter preußischer Hoheit stehen. Die nordwestlichen
Theile der Provinz sind eben, zum Theil sandig und morastig, nach
Hollandzu; die südlichen von unzähligen, mit dem Wefterwalde
zusammenhängenden und meistens mit schönem Laubholze bewach-
senen Bergreihen durchzogen, wovon die bedeutendsten der Haar-
strang zwischen Lippe und Ruhr; die Egge und das Roth-
lager Gebirge im Süden; der Teutoburger Wald im
Osten. Im äußersten No. ist ein Theil des Wesergebirges, wel-
ches hier */* St. südlich von Minden die berühmte porta west-
phalica bildet, wo die Weser zwischen zwei Bergen sich einen
Durchgang gebahnt hat. Die bedeutendsten Flüsse sind die Weser,
welche indeß die Provinz im O. nur wenig berührt; die Ems; die
Lippe und die Ruhr, welche dem Rheine zuströmen. Zwischen
Lippe und Ems soll durch einen Kanal, an welchem aber noch nicht
gearbeitet wird, eine Verbindung zu Stande gebracht werden.
Von Münster ab geht ein Kanal bis Maxhafen, welcher, wenn er
vollendet wäre, mittelst der Vecht zur Südersee führen würde.
Die Einwohner sind alle deutschen Stammes und reden größten-
theils die plattdeutsche Sprache; die Zahl der Katholiken ist etwas
stärker, als die der Protestanten, unter welchen wieder die Luthe-
raner die zahlreichsten sind. In einem großen Theile der Provinz
giebt es keine Dörfer, sondern nur einzeln liegende Höfe, die zu
Bauerschaften vereinigt sind, mehrere Bauerschaften bilden
zusammen ein Kirchspiel. Hier findet man noch in Wohnung,
Gebräuchen und Lebensart die meisten Spuren von den ältesten
deutschen Sitten. Aus den ärmeren Gegenden wandern jährlich
Tausende nach Holland, um dort durch Heumachen, Mähen,
Trofgraben ihr Brodt den Sommer über zu verdienen. Der Acker-
bau hat sich in neuerer Zeit sehr vervollkommnet; der Bauer, vor-
züglich der isolirt wohnende, genießt am liebsten das aus Roggen
gebackne zwar sehr grobe aber äußerst kräftige und wohlschmeckende
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