1833 -
Halle
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Privatunterricht, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Deutschland, Italien, Griechenland
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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A. Europa.
4. Das Königreich Hannover.
Dieser seit 1814 zum Königreiche erhobene Staat besteht aus
den alten Besitzungen des Kurhauses Braunschweig-Lüneburg und
einigen seit 1814 und 15 neu hinzugekommenen Ländern, als: Ost-
friesland, Theile von Münster und Lingen, Hildesheim u. a. In
seiner jetzigen Gestalt wird es umgeben von Holstein, Mecklenburg,
Preußen, Braunschweig, Hessen, den Niederlanden und der Nord-
see, und zählt auf 695 □ M. 1,580,000 Einw., wovon die über-
wiegende Mehrzahl Lutheraner und nur etwa 200,000 Katholiken
und 100,000 Reformirte sind. Sie gehören beinahe sämmtlich zu
dem alten Stamme der Sachsen, mit Ausnahme der Friesen in
Ostfriesland und einiger Wenden in der Nähe der Elbufer. Der
größte Theil des Landes spricht plattdeutsch. Die jetzige regierende
Familie stammt von Heinrich dem Löwen, einem der mächtigsten
deutschen Fürsten im 12ten Jahrhundert, welcher selbst von väter-
licher Seite dem alten italiänischen Hause Este und somit dem bai-
rischen Welfen - oder Guelfenftamm, von mütterlicher Seite aber
dem altsächsischen Billungischen Hause angehörte. Von seinen
weitläuftigen, Sachsen (im damaligen Umfange einen großen Theil
von Norddeutschland begreifend) und Baiern umfassenden Staa-
ten kam nur ein geringer Theil, das bisherige Braunschweig-
Lüneburg und Wolfenbüttel, auf seinen Enkel Otto das Kind, und
nachfolgende Theilungen zersplitterten die Macht dieses Hauses
immer mehr, bis endlich am Ende des 16ten Jahrhunderts die
beiden noch jetzt bestehenden Häuser Braunschweig-Lüneburg und
Braunschweig-Wolfenbüttel entstanden, wovon ersteres 1714 den
großbritannischen Thron bestieg. Der König von Hannover ist also
zugleich König von England; aber beide Länder sind übrigens in
jeder Hinsicht durchaus getrennt, so daß, wenn die Krone Eng-
lands an eine Prinzessin käme, der ihr in der Erbfolge nächste
Prinz Hannover als ein besondres Reich bekommen und der Zu-
sammenhang mit England aufhören müßte. Die Lüneburgischen
Fürsten erhielten 1692 die Kurwürde, und die königliche 1814.
Bei dieser Gelegenheit ward das Jahr darauf der Guelfenorden ge-
stiftet, welcher aus 8 Klassen besteht und ohne Unterschied der Ge-
burt und des Standes ausgetheilt wird.
Der Staat Hannover besteht aus einer größer» nördlichen und
einer kleinern südlichen, von der ersten durch das Braunschweig-
sche getrennten Hälfte. Die Beschaffenheit des Landes ist sehr ver-
schieden; der ganze südliche Theil, welcher ^/s des Harzes begreift,
ist gebirgig. Von der nördlichen Hälfte ist nur der südliche Rand
gebirgig, alles übrige ist durchaus eben. Die Gebirge gehören zu
den metallreichsten in Deutschland, und der hannöversche Bergbau
im Harz, welcher zum Theil mir Braunschweig gemeinschaftlich be-